Peter Kraus zum 70.:Sugar, sugar Baby

Der "deutsche Elvis" traf mit seinen Filmen und Schlagern genau ins Herz der Mütter und Großmütter: Das deutsche Wirtschaftswunder Peter Kraus wird siebzig.

Willi Winkler

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peter kraus, ap

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In alten Wochenschauen ist er noch zu hören, dieser frenetische Ton, geschult an der Kriegsberichterstattung anderthalb Jahrzehnte zuvor, nur dass statt der Siegesmeldungen von der Ost- und Westfront die kaum geringeren Leistungen des Wirtschaftswunders ausgerufen werden: der millionste Käfer, der deutsche Achter rudert wieder, der Sieg von Bern, und dann kommt es, das Feuilleton, in dem man sich ein bisschen amüsiert über die Exzesse in der Welt, zum Beispiel über diese wilde Tanzerei. Schlimmschlimm, was da aus Amerika zu uns herüberzuschwappen droht und den Teenagern in die Beine fährt, so dass dem Sprecher nur mehr das Motto "Wehe, wenn sie losgelassen!" einfällt.

Text: Willi Winkler/SZ vom 18.03.09/irup

Peter Kraus, 1957/Foto: ap

peter kraus, dpa

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Das waren die Fünfziger, und das war der Rock'n'Roll, der trotz der abwehrenden Sprüche der ehemaligen Reichsrundfunksprecher sich auch in Deutschland auszubreiten drohte. Als Bill Haley 1958 höchstpersönlich nach Deutschland kam und "Rock Around the Clock" versprach, als seine Zuhörer diesen Imperativ stundenweise wörtlich nahmen und in der Hamburger Ernst-Merck-Halle das konzertreife Gestühl liebevoll in Brennholz zerlegten, war der Kummer über diese ungebärdige Jugend groß. Plötzlich war nichts mehr wie früher, nichts mehr von Hart-wie-Kruppstahl-zäh-wie-Leder.

Peter Kraus, 1956/Foto: dpa

peter kraus, dpa

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Die Welt verstand die Welt nicht mehr, und der Kinderstar ("Das fliegende Klassenzimmer") Peter Kraus beobachtete diese Exzesse mit erwachsener Empörung. "Wenn das die Zukunft des Rock'n'Roll sein sollte, dass ich mich vor meinem eigenen Publikum schützen musste, so konnte ich gerne darauf verzichten." Da sang er sich lieber mit Filmen wie "Conny und Peter machen Musik" oder "Schlager-Raketen" in die Herzen der Mütter und Großmütter.

Peter Kraus, 2008/Foto: dpa

peter kraus, ap

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Kraus ist einer der wenigen deutschen Unterhaltungskünstler, die über eine solide Showausbildung mit Step und Schauspiel verfügen, aber beschäftigt wurde er, um das Böse, die amerikanische Freiheit, abzuwehren.

Dabei drehte er gefühlte zweitausend Filme, die alle die gleiche Botschaft hatten und sämtlich den gleichen Titel tragen konnten: "Alle lieben Peter". Der liebe Peter sang, tanzte und konnte bei "Sugar Baby" einen bemerkenswerten Hüftschwung hin-, aber nie das Lausbubenimage ablegen, das so erfolgreich war.

Peter Kraus, 2006/Foto: ap

peter kraus, dpa

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Während sich seine Partnerin Cornelia Froboess trotz ihrer berüchtigten Badehose zur Schauspielerin fortbildete, blieb Peter Kraus der liebe Peter, umschnurzelte weiter Großmütter und gab ihnen die Sicherheit, dass Jugend doch Tugend haben könnte, zumal wenn nichts Schlimmeres drohte als "Ooho, sugar, sugar Baby, mmh". Dieses lausbübische Seufzen kann er noch immer:

Kraus und Froboess in jungen Jahren/Foto: dpa

peter kraus, dpa

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Wenn er auf der Bühne seinen Hemdknopf öffnet, schmelzen im Saal die Pfunde, und die Welt wird wieder jung. Heute wird das deutsche Wirtschaftswunder Peter Kraus siebzig.

Peter Kraus, 2009/Foto: dpa

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