Peter Handke nimmt serbische Orden entgegen:"In den Tiefen seiner Seele ist er ein Faschist"

Literaturnobelpreisträger Handke ausgezeichnet

Peter Handke erhält den Orden der Republik Srpska von Präsidentin Zeljka Cvijanovic.

(Foto: Radivoje Pavicic/dpa)

Preise von Emir Kusturica und Serben-Präsident Vucic: Peter Handke lässt sich in Visegrad und Belgrad auszeichnen. In Bosnien-Herzegowina sind die Menschen entsetzt.

Der österreichische Schriftsteller Peter Handke hat am Wochenende in Serbien und der bosnischen Serbenrepublik hohe staatliche Orden entgegengenommen. Es war seine erste Reise in die Region, seit er 2019 den Literaturnobelpreis bekommen hatte. Die Auszeichnung war umstritten, weil der Literat nach Ansicht von Kritikern serbische Kriegsverbrechen während der Jugoslawien-Kriege bagatellisiert oder sogar geleugnet hatte.

Am Freitag hatte er in Banja Luka, der Hauptstadt der Republika Srpska (RS), den Orden der Republika Srpska entgegengenommen, den ihm die RS-Präsidentin Zeljka Cvijanovic überreichte. In der ostbosnischen Stadt Visegrad ehrte ihn der Filmregisseur Emir Kusturica am selben Tag mit dem Großen Ivo-Andric-Preis. Am Sonntagabend wurde Handke in Belgrad in der Kanzlei des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic erwartet. Von ihm sollte der Österreicher den Karadjordje-Orden übernehmen.

In Sarajevo reagierte man mit Bestürzung. Medien bezeichneten Handke als "Genozidleugner". Tatsächlich streiten die Politiker und Intellektuellen, mit denen Handke in der Republika Srpska posierte, die von Serben begangenen Kriegsverbrechen ab. "Handke mag ein Nobelpreisträger zum Quadrat sein, aber in den Tiefen seiner Seele ist er ein Faschist", sagte Zeljko Komsic, das kroatische Mitglied des bosnischen Staatspräsidiums, dem Nachrichtensender N1.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: