Personalkarusell bei der ARD:Wunschlos ernst

Gerhard Delling soll Frank Plasberg beim WDR folgen. Der wechselt im Herbst zur ARD. Statt einer harten Fragerunde soll der Netzer-Partner dort ein Boulevard-Magazin im Stile von Stern TV moderieren.

Christopher Keil

Es gab vergangenen Sommer im Nachklang der Fußball-Weltmeisterschaft eine kleine Irritation um Gerhard Delling. Fälschlicherweise wurde gemeldet, Delling werde sich nach der EM 2008 von seinem Geschäftspartner Günter Netzer trennen. Delling dementierte, er sei falsch verstanden worden, deutete allerdings sanft an, dass sich Delling/Netzer nach dem Finale der WM 2010 auswechseln könnten.

Seit 1998 kommentiert er moderierend an der Seite von Netzer die Länderspiele der Nationalelf, sofern sie in der ARD ausgestrahlt werden. Zuweilen half er als Urlaubsvertretung bei den Tagesthemen aus, so im Juli 2005. Mit einer tadellosen Leistung beeindruckte er damals den Intendanten des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Jobst Plog. Besonders imponierte dem NDR-Chef, wie scheinbar unbeeindruckt Delling in der Tagesthemen-Woche die Veröffentlichungen um einen heiklen Werbevertrag wegsteckte.

Weich statt hart

An diesem Freitag soll dem Programmausschuss des Westdeutschen Rundfunks (WDR) der Nachfolger von Frank Plasberg vorgestellt werden. Plasberg ist von Herbst an im Ersten zu sehen mit Hart aber fair, und auf seinem WDR-Sendeplatz soll künftig Gerhard Delling antreten. Eine WDR-Sprecherin bestätigte der Süddeutschen Zeitung, dass im August ein Pilot mit Delling gedreht werde, eine Probesendung. Es werde sich dabei um einen Wochenrückblick mit Gästen handeln - also keine harte Fragerunde wie bei Plasberg, sondern ein eher weiches Boulevard-Magazin à la Stern-TV, das bei RTL von Günther Jauch betreut wird.

Für den Fall, dass so ein WDR-Format mit Delling zustande käme, wäre das ein erster programmlicher Punktsieg für die neue WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff. Delling, diplomierter Volkswirt, Sportschau- und Olympia-Moderator, hat längst den Blick über den Sport hinaus gerichtet. In zwei Jahren wird er 50 Jahre alt. Wie man am Beispiel des 50-jährigen Quiz-Masters Günther Jauch erkannte, verspüren Fernsehschaffende um die 50 oft den Wunsch, ins ernste Fach zu wechseln. Delling würde so ein WDR-Magazin gut stehen, auch ohne Netzer.

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