Süddeutsche Zeitung

Per Anhalter durch die Galaxis - der Film:Das Wichtigste: Don't Panic!!!

Das Hörspiel war Kult, das Buch war Kult, das Text Adventure war Kult. Und der Film? Ein pangalaktischer Donnergurgler!

Jürgen Schmieder

Die Spezies mit der zweithöchsten Intelligenz auf der Erde sind die Delphine. Wenn sie Hunger haben, vollführen sie kleine Kunststücke und warten darauf, dass sie mit Fischen gefüttert werden.

Auf Platz drei: der Mensch.

Auf Platz eins und unangefochten: Eine Spezies, von der wir dachten, dass wir mit ihnen Versuche durchführen.

Ja, so sieht es aus mit der Welt, wir Menschen haben uns überschätzt. Das macht aber nichts, schließlich wird der Planet sowieso gesprengt, weil er Platz machen muss für die intergalaktische Superautobahn, die bald das Universum durchziehen soll.

Mit der Erde geht es also zu Ende, die Delphine verabschieden sich schon: "Macht's gut, und danke für den Fisch."

Aber: Don't panic. Schließlich gibt es den ultimativen Ratgeber zum Überleben auch als Film: "The Hitchhiker's Guide to the Galaxy" unter der Regie von Garth Jennings.

Douglas Adams hat 1979 den Bestseller geschrieben. Die Idee dazu kam ihm, nachdem er betrunken mit einem Europa-Reiseführer in einem Maisfeld lag und die Sterne beobachtete. Das Buch war britisch, knallbunt, abgedreht, saublöd, urkomisch, unlogisch.

Es spielte mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen und handelte von Planetenkonstrukteuren mit Profilneurose. Die Unwahrscheinlichkeit, die Geschichte nicht zu mögen, liegt bei Eins zu Zwei hoch zweihundertsiebenundsechzigtausendsiebenhundertneun. Regisseur Jennings hat sich also aller Menschen angenommen und den Guide verfilmt.

Der Film ist wie Monthy Python pur, versetzt in das bizarre Raumschiff "Herz aus Gold", deren Brücke an das liebevolle Design aus der Serie "Raumschiff Orion" erinnert.

Die Handlung - der Erdling Arthur Dent (Martin Freeman) landet mit seinem Freund Ford Perfect (Mos Def) auf dem Raumschiff und sucht mit der Besatzung nach der ultimativen Frage, die alles erklärt über das Leben, das Universum und überhaupt - aber dieses sinnlose Rumgesuche dient nur als bizarrer Rahmen für typisch britischen Schwachsinn.

Da ist zum Beispiel Marvin, ein manisch-depressiver Roboter. Sein riesiges Gehirn ist voller Neurosen und Paranoia. So watschelt er durch das Raumschiff und beklagt sich bei jedem, dass dieser Tag der schlechteste seines Daseins sei - wie jeder andere Tag auch. "Don't talk to me about life", jammert er immer wieder. "'Cause life is shit."

Es gibt den "Guide to the Galaxy" als Buch, als Radioserie und als Text Adventure. Die Idee von Adams zu einem Film wurde von Produktionsfirmen erst 1999 akzeptiert. Douglas starb 2001 - kurz nach Fertigstellung des Drehbuchs.

Garth Jennings hat wenig daran verändert und den Film ganz nach dem Humor von Adams verwirklicht. Auch wenn Jennings auf einige Spinnereien wie das Verschwinden der Kugelschrieber verzichtete, so hat er dennoch etwas geschafft: Fans der Bücher werden den Film ebenso zum Schreien komisch finden wie Menschen, die sich noch nicht mit dem Kult-Phänomen beschäftigt haben.

Die intellektuellen Spielereien mit Unlogik und Unwahrscheinlichkeiten - dazu skurille Gestalten und das drittschlechteste Gedicht aller Zeiten: "Oh zerfrettelter Grunzwanzling, dein Harngedränge ist für mich wie Schnatterfleck auf Bienenstich." So lautet die erste Strophe.

Am Ende des Films muss die Suche nach der ultimativen Frage des Universums fehlschlagen, da hilft auch kein "Guide". Dafür wird die Erde wieder aufgebaut von einem intergalaktischen Planungsbüro.

Das Problem-anderer-Leute-Feld

Es gibt eine Szene, in der Arthur mit einem Architekten das Upgrade begutachtet. Sie fahren auf einer überdimensionalen Hebebühne über die Oberfläche und kommen am Ayers Rock vorbei. Er ist vollkommen grau. "Puttin' some color on it, eh?", ruft im der Ingenieur zu. Er selbst hat für sein Design der norwegischen Fjorde einen Preis gewonnen. Sie fahren weiter, die Ozeane werden gerade mit Wasser gefüllt.

Auch die Delphine sind wieder da. Was dazu führt, dass wir Menschen in der verbesserten Version wieder nicht die intelligenteste Lebensform auf der Erde sind.

All das macht Hoffnung, dass auch die anderen Teile verfilmt werden, dass es die Kugelschreiber-Theorie noch zu sehen gibt, dass wir das Problem-anderer-Leute-Feld erleben, in den totalen Durchblickstrudel gesteckt werden und noch mehr Instochastik brauchen.

Bis dahin: Macht's gut, und gebt den Delphinen Fisch.

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