Meinungsfreiheit:Schikaniert, verhaftet, getötet

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Ales Bjaljazki bei seinem Prozess in Minsk. Im Januar 2023 wurden er und drei Mitarbeiter seiner Organisation Wjasna zu Haftstrafen verurteilt. (Foto: Vitaly Pivovarchyk/AP)

Laut PEN war 2022 weltweit ein gefährliches Jahr für Autorinnen und Autoren. 115 Übergriffe zählte die Schriftstellervereinigung.

Im vergangenen Jahr wurden weltweit 115 Fälle von Übergriffen auf Schriftsteller und Autoren registriert. Das teilte die Autorenvereinigung PEN am Dienstag in Darmstadt unter Berufung auf die sogenannte Case List 2022 der Dachorganisation PEN International mit. "Angesichts der Brennpunkte Ukraine und Iran gerät leicht aus dem Blick, welche Repressionen Autoren und Journalisten weltweit erdulden: in Bahrain, Ägypten, China oder Simbabwe", hieß es.

Die Statistik dokumentiert 115 Fälle von Autorinnen und Autoren weltweit, die Schikanen oder Gewalt ausgesetzt waren, verhaftet oder getötet wurden. In Belarus wurde laut PEN der Schriftsteller und Friedensnobelpreisträger Ales Bialiatski kürzlich zu zehn Jahren Haft verurteilt, "nur weil er eine Organisation zur Verteidigung der Menschenrechte gründete". In der Türkei befänden sich der Verleger Osman Kavala und der Politiker und Schriftsteller Selahattin Demirtas hinter Gittern, obwohl der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) ihre Freilassung forderte.

Beeindruckend sei der Mut der iranischen Dichterin Atefeh Chaharmahalian und der simbabwischen Autorin Tsitsi Dangarembga, die sich auch von Gerichtsurteilen nicht zum Schweigen bringen ließen. Die Vizepräsidentin des deutschen PEN, Cornelia Zetzsche, betonte: "Ihr Engagement für das freie Wort ist unsere Verpflichtung."

Mexiko gilt demnach weiter als das gefährlichste Land der Welt für Journalisten

Zusätzlich zu den 115 Fällen von Übergriffen auf Schriftsteller verwies der PEN exemplarisch auf die drastische Lage für Journalistinnen und Journalisten auf dem amerikanischen Kontinent, für die das vergangene Jahr "das gefährlichste der letzten 24 Jahre" gewesen sei. Dort seien 31 Journalisten umgebracht worden - und damit fast die Hälfte der 68 Medienschaffenden, die laut PEN weltweit im vergangenen Jahr getötet wurden.

Mexiko gilt demnach weiter als das gefährlichste Land der Welt für Journalisten außerhalb aktiver Kriegsgebiete. Dort wurden laut PEN 13 Journalisten ermordet; in Haiti waren es 7, in Brasilien, Kolumbien und Honduras jeweils 2, in Chile, Ecuador, den USA, Guatemala und Paraguay jeweils 1. Obwohl die Länder Lateinamerikas "nominell in Frieden" lebten, seien dort insgesamt mehr Journalisten getötet worden als im vergangenen Jahr im Ukraine-Krieg, der 15 Journalisten das Leben gekostet habe, teilte der PEN unter Berufung auf die Nichtregierungsorganisation Committee to Protect Journalists (CPJ) mit.

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