Der gespaltene PEN:Der nächste Rücktritt

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Da war schon nichts mehr zu kitten: Deniz Yücel, zum dem Zeitpunkt noch Präsident, vor der Mitgliederversammlung des PEN-Zentrums Deutschland am 13. Mai 2022. (Foto: Martin Schutt/dpa)

Nach der Abspaltung des PEN Berlin verliert der alte PEN Deutschland seine Interimspräsidentin Maxi Obexer. Das Lagerdenken in dem alten Verein scheint unüberwindlich zu sein.

Von Miryam Schellbach

Nur vier Wochen nach ihrer Wahl zur Co-Präsidentin des PEN-Zentrums Deutschland ist die Schriftstellerin Maxi Obexer bereits wieder zurückgetreten. Sie überlässt das Amt damit Josef Haslinger, der es vormals mit ihr geteilt hatte. Damit ist auch die historisch erste Doppelspitze des PEN Deutschland beendet. Mit ihrem Rücktritt ziehe sie sich aus der Schusslinie, erklärte Obexer in einer E-Mail an die Mitglieder am vergangenen Mittwoch: "Die Feindseligkeiten, die Verhärtungen, die Verunglimpfungen. Das Denken in Lagern. Es herrscht noch immer Krieg in den Köpfen vieler."

Die Zerwürfnisse während der Frühjahrstagung des PEN-Zentrums in Gotha, die auch zur öffentlichkeitswirksamen Ausgründung eines neuen "PEN Berlin" geführt hatte, lassen also auch dem "alten" PEN keine Ruhe. Bei der Versammlung im Mai wurde der amtierende Präsident Deniz Yücel zwar im Amt bestätigt, trat aber kurz darauf aus Protest gegen die harsche Kritik an seiner Person zurück. In einer spontanen Wahl eines Interimspräsidiums wurden daraufhin Josef Haslinger und Maxi Obexer mit einem hohen Stimmanteil eingesetzt. Maxi Obexer stand für einen auch inhaltlich sich neu strukturierenden PEN-Club, "ich dachte, man könnte mit Vernunft die notwendige Reform beginnen", sagte sie der SZ: "Jede Struktur ist an sich reformfähig, aber die reformresistenten, herrisch auftretenden Männer dominieren im PEN-Zentrum Deutschland."

Langfristig müsse sich der alte PEN mit dem neuen arrangieren

Die Situation verkomplizierte sich nach der Gründung des PEN Berlin, für den zahlreiche Mitglieder aus dem PEN Deutschland ausgetreten waren. Die Sprecher des neuen PEN, Deniz Yücel und Eva Menasse, sagten auf der Gründungssitzung, der Zulauf habe alle Erwartungen übertroffen. Bereits in der ersten Woche hatten sich mehr als 300 Schriftstellerinnen und Autoren in die Mitgliederliste des PEN Berlin eintragen lassen. Damit hatten viele den alten PEN verlassen, die Unterstützer von Maxi Obexer gewesen waren und ihre Wahl in Gotha mitverantwortet hatten.

Der Interimspräsident Josef Haslinger bedauert indes den Rücktritt Maxi Obexers und sagt im Gespräch mit der SZ, Obexer sei für ihn eine ideale Besetzung gewesen, "ehemals Yücel-Unterstützerin, aber trotzdem loyal dem PEN-Zentrum gegenüber". Das Lagerdenken aber habe ihm und Maxi Obexer sehr zugesetzt. Langfristig müsse sich der alte PEN mit dem neuen arrangieren, "es hat wenig Sinn, die alten Streitigkeiten weiterzuführen, sollte PEN Berlin offiziell durch PEN international anerkannt werden, sind wir wieder PEN-Kollegen und wir müssen kooperieren".

Maxi Obexer hält ihre Mitgliedschaft im PEN-Zentrum Deutschland aufrecht. Mit Blick auf verbliebene Mitglieder des Übergangspräsidiums sagte sie: "Ich plane nicht, Josef Haslinger und Cornelia Zetzsche meine Unterstützung zu entziehen."

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