PC-Spiel:Steuerung rechts, Viereck, L2, X-Taste: Tooooor!

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Wenn Deutschland auf dem Fernseher Weltmeister wird, kann es nur ein Computerspiel sein. Bei der "Fifa Fussball-Weltmeisterschaft 2006" von EA Sports darf Deutschland auch mal im Finale gegen Brasilien siegen. Und Oli steht im Tor.

Wer wollte das nicht schon mal: Gott sein! Oder zumindest Fußball-Gott. Also Herr über die Weltmeisterschaft, mit weiser Hand steuert man das Spiel, lässt Gut gegen Böse siegen und straft unberechtigte Elfmeter mit einer simplen Spielwiederholung. Schön.

Es dauert eine Weile, aber dann beherrscht man "Fifa Fussball-Weltmeisterschaft 2006" gut genug, um auch jenseits des Anfänger-Levels mit jeder beliebigen Mannschaft Weltmeister zu werden. Und es ist wirklich putzig anzusehen, wie die Spieler der Elfenbeinküste den Pokal bekommen. Oder das andere Exoten-Team: Deutschland.

Wo ist Mehmet?

Die Allmachtsfantasien haben allerdings auch Grenzen, es gibt einen Gott über dem Computerspieler-Gott: Die Programmierer von EA Sports. Und die haben Mehmet Scholl nicht mit zur WM genommen, trotz öffentlicher Unterschriftensammlung.

Die Nummer 1 im Tor ist Oliver Kahn statt Jens Lehmann, die Programmierer hatten eben nicht die Zeit, Klinsmanns Takteleien auszusitzen. Die fehlende letzte Aktualität hat aber auch seine schöne Seite: Wayne Rooney (Mittelfußbruch) ist ebenso dabei wie der arme Sebastian Deisler (Knorpelabsprengung im rechten Knie, igitt).

Schön wäre auch ein erweiterter Kader mit etwa Tim Wiese oder Michael Rensing oder all den anderen heimlichen Lieblingen, die nicht mit zur WM dürfen. Aber mit dem integrierten Editor ist das problemlos möglich.

Schlimmerweise ist Christian Wörns im erweiterten Kader, was höchstens ein paar Dortmunder Fans und ihn selber freut. Man weiß von den Profis ja, dass sie sich im Mannschaftshotel gerne mit Fußball-Computerspielen die Zeit vertreiben.

Lob von Felix Magath

FC Bayern-Trainer Felix Magath hat vor kurzem auf einer Pressekonferenz erzählt, dass er solche Simulationen gut findet, gerade ganz junge Spieler könnten durch den Blick aus der Vogelperspektive auf den virtuellen Rasenplatz etwas über Raumaufteilung und Spielübersicht lernen.

Doch nun zur Spielkritik: Auf dem Fußball-Computerspiele-Markt gibt es momentan zwei Großmächte, EA Sports (Fifa Soccer)und Konami (Pro Evolution Soccer). EA Sports hat als einzige Firma die vollen Lizenzrechte erworben, das freut auch Sepp Blatter und die Fifa, die vermutlich kräftig Lizenz-Gebühren kassiert hat.

Dementsprechend sind alle Spieler der WM mit richtigem Namen, annähernd ähnlichen Gesichtern und in den original Triktos zu sehen. Die Detailgetreue ist Computerspielern wichtiger als man denkt, denn wenn bei Konami ein Herr "Kalm" im deutschen Tor steht, macht es einfach weniger Spass.

Dafür bekommt Konami bei nahezu jedem Spieletest die höhere Wertung fürs Gameplay, also für die nach wie vor unerreicht gute Spielbarkeit. Die Umstellung von dem einen Spiel auf das andere fällt schwer. Konami und ES Sports nebeneinander zu spielen geht einfach nicht.

Wiederholung aus der Fanperspktive

Während es bei Konami nur einen sehr wage an die echte WM erinnernden "Internationaler Pokal"-Modus gibt, punktet Electronic Arts mit der originalen WM-Version. Bei EA Sports "Fifa Fussball-Weltmeisterschaft 2006" gibt es allerdings NUR die WM in Reinform, also ohne Vereinsmannschaften, Deutsche Meisterschaft oder Karrieremodus.

Dafür wurden einige schöne Ideen und Verspieltheiten eingebaut: Etwa wird die Ladezeit zwischen zwei Partien durch launige "Wussten Sie schon?"-Länderinformationen ersetzt vor folkloristischem Hintergrundgemälde (bei Deutschland: Das Motiv Bayern mit den üblichen Klischees).

Die Stärke der EA Sports-Adaption besteht in der dichten Atmosphäre, die einen tatsächlich in WM-Stimmung bringt: Pompöse Musik und rasante Kamerafahrten begleiten die Mannschaften auf ihrem Weg aus den Katakomben. Im originalgetreu nachgebildeten Stadion gibt es Konfettiregen, hunderte aufsteigende Luftballons und ausverkaufte Ränge.

Während der Gruppenphase informieren Einblendungen über den aktuellen Zwischenstand des zweiten Gruppenspiels, die Kommentatoren berichten vom Turnierhergang und die schönsten Tore kann man sich jetzt sogar aus der Perspektive des Fans ansehen.

Doch wie gesagt: Man muss Fan der Fifa-Soccer-Serie sein. Anhänger von "Pro Evolution Soccer" (Konami) könnten mit der Steuerung hadern. Wer Fifa Soccer immer schon mochte, hat eine schöne Alternative zum vermutlichen frühen Aus der DFB-Elf. Und das Beste: Waldemar Hartmann ist nicht dabei!

Titel: FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006 Entwickler: EA Sports Publisher: Electronic Arts Genre: Sportspiel USK: Ohne Altersbeschränkung

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