Anspruchsvolle Wälzer mit 1000 Seiten aufwärts bezeichnet man im Literaturbetrieb gelegentlich als „Blauwale“. Ein Blauwal ist in der Regel eine kaum zu bewältigende Zumutung für den Leser, siehe „Ulysses“ von James Joyce (1050 Seiten), Thomas Manns „Zauberberg“ (1008 Seiten) oder „Krieg und Frieden“ von Lew Tolstoi (je nach Ausgabe bis zu 2098 Seiten). Dermaßen viele Seiten in die Welt zu schmeißen, ist nicht gerade ein Zeichen von schriftstellerischer Demut. Dieses literarische Manspreading, das Sichbreitmachen in den Bücherregalen, ist nicht mehr besonders zeitgemäß. Und in der Gegenwart auch nicht mehr preisverdächtig, siehe „Die Projektoren“ von Clemens Meyer (1042 Seiten). Der letztjährige Deutsche Buchpreis an Martina Hefter für „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ (224 Seiten) spricht eine deutliche Sprache: Buchstabeninkontinenz als Manifestation eines großen Geistes, das war mal.
UrlaubsromanFür alle, die von „The White Lotus“ nicht genug bekommen
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Eine Leiche, unwahrscheinliche Urlaubsflirts und eine Ehe auf der Kippe: Paul Rubans Roman „Der Duft des Wals“ zeichnet ein Wimmelbild des Verfalls.
Von Bernhard Heckler

Roman:Fluch des Wunderkinds
Der Dichter und Romanautor Ocean Vuong wird international mit Preisen und Applaus überhäuft. Wenn man sein neuestes Buch „Der Kaiser der Freude“ aber wirklich liest, stößt einem die Begeisterung sauer auf. Warum?
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