Patrick Süskind über Helmut Dietl:Erinnerungen an eine Freundschaft

Lesezeit: 20 Min.

"Was bleibt, ist neben der Melancholie, die mich befällt, wenn ich an ihn denke, immer noch, bis auf den heutigen Tag, die Verwunderung über diese sehr, sehr unwahrscheinliche Freundschaft." (Patrick Süskind über Helmut Dietl) (Foto: SZ Photo)

Als er schon vom Krebs gezeichnet war, begann der Filmemacher Helmut Dietl mit der Niederschrift seiner Memoiren. Nächste Woche erscheinen sie in unvollendeter Form. Das Nachwort, das wir hier abdrucken, stammt vom langjährigen Weggefährten und Co-Autor seiner Filme.

Von Patrick Süskind

Dass ich Helmut Dietl kennenlernte, verdanke ich der CSU. Mitte der Siebzigerjahre stand die Partei auf dem Gipfelpunkt ihrer Macht. Mit ihrem Ministerpräsidenten Goppel und dem Parteichef Strauß hatte sie bei den Landtagswahlen von 1974 über zweiundsechzig Prozent der Stimmen erobert. Die Sozialdemokraten hingegen waren auf klägliche dreißig Prozent herabgesunken. Heutzutage wären sie über ein solches Ergebnis hocherfreut, damals aber waren sie verzweifelt. Während die SPD nämlich in den anderen Bundesländern stetig zulegte, in Bonn regierte, seit 1969 den Kanzler und seit 1972 sogar die stärkste Fraktion im Parlament stellte, schien es in Bayern völlig ausgeschlossen, die Konservativen je von der Macht zu verdrängen oder auch nur ihre absolute Mehrheit zu gefährden. Der CSU war es gelungen, sich mit Bayern gleichzusetzen und die Sozis als ridiküle Opposition aussehen zu lassen, die froh sein durfte, den Oberbürgermeister in München und Nürnberg zu stellen und vielleicht noch irgendeinen Landrat im Zonenrandgebiet.

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