Passionsspiele Oberammergau:Training mit Tradition

Lesezeit: 2 min

Christian Stückl eröffnet 2019 mit der "Pest"

Von Christiane Lutz, München

Alles, was von jetzt an passiert, das ist Christian Stückl klar, ist eine Art Training für die Passion 2020. So ist der Theatersommer 2019 in Oberammergau auch kein gewöhnlicher Theatersommer, sondern der Theatersommer vor der Passion im darauffolgenden Jahr. An der Stelle, an der der Intendant des Münchner Volkstheaters und Spielleiter in Oberammergau sonst immer ein Stück für möglichst viele Schauspieler hervorkramte oder eine Oper inszenierte, steht 2019 "Die Pest" auf dem Programm (Premiere 28. Juni 2019). "Die Pest" wird traditionsgemäß seit 1933 vor der Passion aufgeführt. In dem Stück erfährt man, wie es eigentlich zum Oberammergauer Passionsgelöbnis kam.

Damals, 1633, während einer Pestepidemie, versprach die Gemeinde, alle zehn Jahre das Passionsspiel aufzuführen, wenn Gott nur dieser elenden Krankheit ein Ende mache. Die Seuche kam zum Stillstand, 1634 lösten die Oberammergau das Gelöbnis zum ersten Mal ein. Stückl schreibt den Text zur "Pest", basierend auf einem Stück von Martin F. Wall, derzeit komplett neu, weil ihm die Vorlage diesmal nicht so richtig gefiel. Und schließlich ist das auch schon Stückls vierte Pest, er leitet die Passion schon seit 1987. "Es ist nicht leicht, zu beschreiben, in welcher Zeit und aus welchem Geist heraus so ein Gelübde entstanden ist", sagt Stückl. Eine finstere Zeit sei das gewesen, Krieg und Krankheit hätten die Menschen gebeutelt, das wolle er vermitteln.

Tradition in Oberammergau ist auch, dass sich bei der "Pest" die Schauspieler für die Passion warmspielen, all jene, die 2020 große Rollen spielen, müssen ran, so natürlich auch die beiden Jesus-Darsteller Rochus Rückl und Frederik Mayet. Überdies wird es am 7. Juli 2019 ein Konzert unter der Leitung von Markus Zwink geben. Mit den Musikern und Sängern des Passions-Ensembles studiert Zwink unter anderem Beethovens Fantasie für Klavier, Chor und Orchester in c-moll ein, genannt "Chorfantasie".

Unbeeindruckt vom Passions-Warmup wird zudem der "Brandner Kaspar und das ewig' Leben" wieder gespielt (4. und 5. Juli) und es findet auch das Heimatsound-Festival (26. und 27. Juli, momentan ausverkauft) statt, das inzwischen auch längst Tradition hat in Oberammergau. Diesmal sind Bands wie Django 3000, Impala Ray, Scheibsta und die Buben und die Sängerin Avec sowie das österreichische Elektropop-Duo Leyya dabei.

Im Herbst dann beginnen offiziell die Proben für die Passion 2020. Christian Stückl wird seine 42 Hauptdarsteller - die 21 Rollen sind doppelt besetzt - zunächst auf eine Reise nach Israel schicken. Denn er ist überzeugt, man könne sich noch so viel aus der Zeit Jesu erklären lassen, "man lernt und begreift am meisten, wenn man die Wege geht, die er gegangen ist und in der Wüste hockt."

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: