Süddeutsche Zeitung

Pars Pro Toto:Meeses Parsifal

In Bayreuth eröffnen am Montag die Festspiele - mit der Inszenierung eines anderen

Von Susanne Hermanski

Jonathan Meese: "Dr. No vs. Erzparsifal"

Ausstellung in der Galerie Noah, nur noch bis 24. Juli, Sa. und So. 11 -19 Uhr; Augsburg, Beim Glaspalast 1, t 08 21/815 11 63.

Der Plan

Am Montag eröffnen die Bayreuther Festspiele mit einer neuen "Parsifal"-Inszenierung. Die Regie führt Uwe Eric Laufenberg. Ursprünglich sollte diese Aufgabe Jonathan Meese übernehmen, doch ein paar Hitlergrüße später entzog man dem Künstler und einem der letzten Enfants terribles der Szene den Auftrag wieder. Wie Laufenberg Richard Wagners letzte Oper interpretiert, weiß die Welt also bald. Wie Meese den Parsifal auslegt, kann man aber erahnen, wenn man sich schnell noch "Dr. No vs. Erzparsifal" im Augsburger Glaspalast ansieht. (Foto: Jan Bauer.net/Courtesy Jonathan Meese.com)

Der Wahn

Die Kulturwissenschaftlerin Elize Bisanz bezeichnet Jonathan Meeses Werk als ein Phänomen eines "Neurotischen Realismus", eines Naturalismus "mit einem spektakulären Hang zur Wiedergabe von Angstgefühlen, Depressionen und Zwangsphänomenen". Meese erklärt selbst, den "deutschen Wahn" zu thematisieren. Und Richard Wagner - der Erbauer von Haus Wahnfried - ist ihm da freilich ein idealer Sparringspartner.

Der Mann

Seit 2004 arbeitet Jonathan Meese (Jahrgang 1970), der Maler, Bildhauer, Performer und provokante Neo-Kasperl auch für die Theaterbühne. Für Frank Castorfs Inszenierung des Pitigrilli-Romans "Kokain" entwarf er ein Bühnenbild, das im Grundriss an das Eiserne Kreuz erinnerte. Mit Regisseur Martin Wuttke inszenierte er "Zarathustra. Die Gestalten sind unterwegs". In dem Stück setzte er sich mit Friedrich Nietzsche auseinander.

Der Meister

Meese schreibt es in sein Bild ein: "RicharDaddy Wagner" steht in der Rechtsaußen-Kurve des Gemäldes. Und in der linken Ecke ist auch noch das Präfix Über-zu finden. Zum Übervater behauptet sich der Künstler den Komponisten also. Seinem Werk verpasst Meese den ausufernden, superlativen Titel "Hallo die geilste Wagnerischste ,Ehrenformation' Lassostrull ist die Saalgarantie derer von Huntingten (Macko-Schnall)". Das Bild war in München 2015 bereits bei der Ausstellung "Chefsache Richard Wagner" in der Galerie Sabine Knust zu sehen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3090315
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 23.07.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.