Centre Pompidou:Drei Jahre Lockdown

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Das Pariser Centre Pompidou wird von 2023 an saniert - schon wieder.

Von Joseph Hanimann

Im allgemeinen Hinfiebern auf eine möglichst baldige Wiederöffnung der Museen wirkt die Nachricht aus Paris wie ein schlechter Witz. Mindestens drei Jahre lang werde das Centre Pompidou von Ende 2023 an geschlossen bleiben, ließ die Kulturministerin Roselyne Bachelot-Narquin verlauten. Länger seien die notwendigen Renovierungsarbeiten nicht mehr hinauszuzögern. Man stutzt. Das Haus war schon einmal, vor 20 Jahren, wegen Renovierung zwei Jahre lang zu.

Doch der bunte Metallpalast des Architektenduos Renzo Piano und Richard Rogers aus den Siebzigerjahren altert schlecht. Angerostete Stahlträger, miserable Klimatisierung in der Rolltreppenraupe vor der Fassade, marode Aufzüge, Asbestprobleme. Zwei Optionen standen zur Wahl: Die Totalschließung für drei Jahre oder die Renovierung im offenen Haus über sieben Jahre. 200 Millionen Euro wird die Operation auf jeden Fall kosten. Das avantgardistische Wunderding für moderne Kunst ist zum Sorgenkind der Pariser Museumslandschaft geworden.

Obwohl die Nachricht lange erwartet wurde, stellen sich viele Fragen. Was passiert mit einem der größten modernen Museen der Welt und seinen 120 000 Sammlungsobjekten, wenn es einfach abtaucht? Davon könne keine Rede sein, versichert Serge Lasvignes, der Leiter des Centre, dessen Vertrag allerdings in diesem Sommer ausläuft. Man sei mit anderen Museen im Gespräch über gemeinsame Projekte und Langzeitleihgaben, außerdem habe das Centre in Malaga, Brüssel und Shanghai etablierte Außenposten. Die Idee eines Provisoriums in Paris während der Bauarbeiten scheint - außer für die Bibliothek des Centre - nicht ins Auge gefasst zu werden.

Die Zeit bis zur Schließung und die folgende lange Pause möchte man dafür nutzen, das Betriebsmodell aus Kunstmuseum, Architektursammlung, Bibliothek, Aufführungsort für Tanz und Theater sowie zeitgenössischem Musikzentrum neu zu überdenken. Um dann 2027, zur 50-Jahr-Feier, wieder voll da zu sein in einem Bau, der der damals kühnen Idee wieder gewachsen sein wird.

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