Papst-Besuch im Eichsfeld:Wo Benedikts Schäfchen besonders treu sind

Papst Benedikt XVI. wird bei seinem ersten offiziellen Deutschland-Besuch im Osten wie auch im Westen auf religionskritische Skepsis stoßen. Allerdings gibt es in Thüringen auch eine große Ausnahme: Im Eichsfeld leben die papsttreuesten Katholiken der Republik. Benedikt besucht die Enklave - eine Bilderreise zur katholischen Insel im protestantischen Meer.

20 Bilder

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

1 / 20

Papst Benedikt XVI. wird bei seinem ersten offiziellen Deutschland-Besuch im Osten wie auch im Westen auf religionskritische Skepsis stoßen. Allerdings gibt es in Thüringen auch eine große Ausnahme: Im Eichsfeld leben die papsttreuesten Katholiken der Republik. Benedikt besucht die Enklave - eine Bilderreise zur katholischen Insel im protestantischen Meer.

Das Eichsfeld ist eine durch besondere Umstände der Geschichte entstandene katholische Enklave in einem durch und durch protestantischen Umfeld. Kulturell ist es bis heute durch seine jahrhundertelange Insellage als Teil des Fürstbistums Mainz geprägt. Selbst nach der Reformation wurde es durch Jesuiten in nur wenigen Jahrzehnten gegenreformiert - und blieb somit fast komplett katholisch. Daran änderten in späteren Jahrhunderten auch antikirchliche Maßnahmen des SED-Regimes im Wesentlichen nichts.

Hier ist eine Szene vom Morgen der Palmsonntags-Prozession in Heiligenstadt zu sehen, wenn die Bilder aus dem Fundus geholt werden. Das ist Knochenarbeit: Jesus am Kreuz wiegt eine halbe Tonne, manche Bilder sind noch schwerer.

Der Fotograf Ralph Kronauer hat sich mit der Kamera eingefühlt in die Menschen vom Eichsfeld, um ihre karge, aber erdverbundene katholische Welt zu verstehen. Die Bilder sind Teil der Fotoausstellung "Im Land leben - Das Eichsfeld", die seit dem 21. September im Abgeordnetenhaus des Thüringer Landtags in Erfurt zu sehen ist. Kronauer lebt als freier Fotograf in München.

Text: Michael Grill/Fotos: Ralph Kronauer

Eichsfeld Karte

Quelle: sueddeutsche.de

2 / 20

Das Eichsfeld (ausgesprochen: Eiksfeld) liegt im Wesentlichen im nordwestlichen Thüringen im gleichnamigen Landkreis Eichsfeld und im Unstrut-Hainich-Kreis, aber auch in angrenzenden Regionen Hessens bei Witzenhausen und Niedersachsens (das Untereichsfeld um Duderstadt).

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

3 / 20

Diakon Freitag in seinem Haus in Heiligenstadt. Inzwischen im Ruhestand, engagiert er sich noch immer in der lokalen Gemeindearbeit. "Im Unterschied zu anderen ländlichen Regionen war man hier, allein schon historisch, immer gleichzeitig Teil der politischen und Teil der kirchlichen Gemeinde."

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

4 / 20

In dem Gebiet gibt es noch mehr traditionelles Handwerk als sonst in Deutschland. Hier arbeitet Müller Uwe Lange beim Einstellen des Mahlwerks seiner Walzenstühle - er stellt er nach Gehör ein.

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

5 / 20

Eine Winterlandschaft im früheren Grenzgebiet. Zu allen Zeiten waren die Menschen hier besonders bodenständig und gottesfürchtig.

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

6 / 20

Zur Lichtfeier am Ostersonntag auf dem Hülfensberg pilgern die Gläubigen um vier Uhr morgens im Dunklen zur Wallfahrtskirche hinauf. Im Zentrum der Feier steht die Entzündung der Osterkerze.

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

7 / 20

In der Region gibt es sieben große Wallfahrtsorte, in denen sich regelmäßig Tausende Gläubige versammeln. Im Bild die Kaltenebersche Klus. Politisch ist das Eichsfeld traditionell eine Hochburg der CDU. Von 2003 bis 2009 stellte die Region mit dem katholischen Christdemokraten Dieter Althaus einen Thüringer Ministerpräsidenten.

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

8 / 20

Getreide auf weiten Feldern. Im Eichsfeld (hier sagt man "auf dem Eichsfeld") wird oft auf sehr traditionelle Art und Weise Landwirtschaft betrieben ...

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

9 / 20

... doch auch die moderne Welt ist im Eichsfeld inzwischen spürbar und sichtbar: Durch den "Tunnel der Deutschen Einheit" auf der A 38 Göttingen - Halle/Leipzig pendeln jeden Tag dreimal mehr Menschen aus dem Eichsfeld zu ihren Arbeitsplätzen im Westen als in umgekehrter Richtung.

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

10 / 20

Etzelsbach ist jedes Jahr im Juni/Juli auch das Ziel einer Pferdewallfahrt. Schon am Vorabend reisen all diejenigen an, die einen weiteren Weg haben.

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

11 / 20

Am Sonntag der Pferdewallfahrt, in den Stunden vor der Segnung, werden die Pferde drei Mal im Uhrzeigersinn um die Kirche geführt...

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

12 / 20

Ernst Siebert hat nach der Wende mit der Zucht des Leineschafs begonnen. "Es hat viel mit unserem Fleck Erde zu tun."

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

13 / 20

Gelebte Religiosität ist in der Region um Heiligenstadt allgegenwärtig.

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

14 / 20

Bildhauer Löwe in seinem Atelier in Heiligenstadt. Er hat den Auftrag, zum Papstbesuch ein Relief für das Portal der Wallfahrtskirche in Etzelsbach zu fertigen.

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

15 / 20

Das Eichsfeld gilt immer noch als Region der "Schwarzen". Die gemeinsame konservative Überzeugung schweißt die Bewohner ebenso zusammen wie die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche.

Im Bild: Die Burgruine Hanstein in der Nähe des Dreiländerecks Thüringen, Hessen und Niedersachsen.

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

16 / 20

Während der Prozession wird der gekreuzigte Christus durch den Ort getragen. Das ist eines der traditionellsten Rituale der Region, es zieht oft bis zu zehntausend Besucher an.

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

17 / 20

Weites, raues Land - hier eine Szene, die unweit der Wallfahrtskirche Etzelsbach aufgenommen wurde, in der der Papst bei seinem Besuch eine Vesper halten wird.

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

18 / 20

Sie sind dann mal weg: Zwei Wallfahrer pilgern am Vatertag durch die Felder. Ihr Ziel: die katholische Wallfahrtskirche am Klüschen Hagis bei Dingelstädt.

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

19 / 20

Schwitzen mit dem Schweinekopf: Das Eichsfeld ist eine von wenigen Regionen in der Europäischen Union, in denen die traditionelle Warmschlachtung noch erlaubt ist.

Eichsfeld

Quelle: Ralph Kronauer

20 / 20

Nachbarschaft und Gemeinschaft spielen eine große Rolle für die Menschen. Auch nach der Hausschlachtung - hier eine Küche bei Dingelstädt - bleibt man noch eine Weile zusammen.

© sueddeutsche.de/gr/pak
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: