"Paparazzi"-Ausstellung in Frankfurt:Jäger und Gejagte

Genervte Kate Moss, kooperative Paris Hilton: Die Frankfurter Ausstellung "Paparazzi! Fotografen, Stars und Künstler" beschreibt eine ganz besondere Hassliebe. Gibt es wirklich Bilder von der Queen auf dem Klo?

Von Marion Neumann

14 Bilder

Paparazzi Frankfurt

Quelle: Courtesy Bruno Mouron/Agence Sphinx

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Von der genervten Kate Moss bis zur kooperativen Paris Hilton: Die Ausstellung "Paparazzi! Fotografen, Stars und Künstler" beschreibt eine ganz besondere Hassliebe. Aber gibt es wirklich Bilder von der Queen auf dem Klo?

Private Details berühmter Persönlichkeiten sind schwierig geheim zu halten. Egal, ob es sich um den Inhalt von Madonnas Mülltonne handelt, oder um die Vorliebe von Britney Spears, bei Familienausflügen angeblich auf Unterwäsche zu verzichten. Paparazzi-Bilder scheinen jedes noch so kleine Ereignis aus dem Leben der Stars zu dokumentieren.

Die Schirn, Frankfurts Kunsthalle, widmet den Promi-Jägern jetzt eine Ausstellung. Unter dem Titel "Paparazzi! Fotografen, Stars und Künstler" sind dort etwa 500 Werke ausgestellt, die sich mit dem Verfolgen und Belauern bekannter Persönlichkeiten beschäftigen. Viele der Fotografien haben ihre ganz eigene Bildsprache. Gestik und Mimik reichen oft aus, um Unmut auszudrücken, wie diese Aufnahme der jungen Kate Moss zeigt, die 1992 während der Fashion Week in Paris entstanden ist.

Paparazzi Frankfurt

Quelle: Brad Elterman Collection

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Neben Kate Moss lässt auch Iggy Pops Geste keine Zweifel daran, wie er zu Musiker-Paparazzo Brad Elterman steht, der dieses Foto 1978 schoss.

Stars, die sich schützend die Hand vor das Gesicht halten oder obszöne Handbewegungen Richtung Kamera machen, sind längst zum Sinnbild medialer Übergriffigkeit geworden.

First Gala benefitting the American Indian Development Association ; Paparazzi Frankfurt

Quelle: Paul Schmulbach/Ron Galella, Ltd

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Neben einer Installation, bei der sich der Besucher auf dem roten Teppich unter Blitzlichtgewitter in den gejagten Star hineinversetzen kann und weiterer künstlerischer Beiträge zum Thema Paparazzi-Fotografie, ist ein Teil der Ausstellung berühmten Fotografen des 20. Jahrhunderts gewidmet.

Auf diesem skurrilen Foto ist Ron Galella zu sehen, der unter anderem durch eine Aufnahme von Jackie Kennedy mit zerzausten Haaren bekannt wurde. Ausgerüstet mit einem American-Football-Helm nähert er sich 1975 Marlon Brando im Waldorf-Astoria-Hotel in New York. Grund für den Aufzug des Paparazzo war eine vorangegangene Begegnung, bei der Brando ihm den Kiefer gebrochen und mehrere Zähne ausgeschlagen hatte. Danach war Galella häufig mit Helm zu sehen.

Paparazzi Frankfurt

Quelle: Collection Michel Giniès

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Wie Anita Ekberg im Jahre 1959 beim Verlassen eines Flugzeuges zu den Paparazzi steht, lässt sich auf dieser Aufnahme nicht erkennen.

Der Schauspielerin bleibt keine andere Möglichkeit, als sich den Weg durch die Horde der Fotografen zu bahnen - alle auf der Pirsch nach dem perfekten Schnappschuss.

Paparazzi Frankfurt

Quelle: Courtesy Pascal Rostain und Bruno Mouron/Agence Sphinx

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Doch es wäre verkehrt, den Gejagten nur als passives Opfer im Katz-und-Maus-Spiel zu sehen. Beim Zusammentreffen mit dem Paparazzo hat der Star die Wahl, sich entweder gekonnt vor der Kamera in Szene zu setzen, oder sich der Hysterie zu verweigern.

Dabei gilt es, die Vor- und Nachteile abzuwägen: Während die mediale Aufmerksamkeit den Starkult enorm steigert, ist der Preis dafür die Zurschaustellung persönlicher Momente in der Öffentlichkeit.

Diese undatierte Aufnahme zeigt Marlene Dietrich.

Paparazzi Frankfurt

Quelle: Courtesy Pascal Rostain und Bruno Mouron/Agence Sphinx

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Dass sich die Ansicht eines Stars über den Umgang mit Paparazzi auch ändern kann, zeigt diese Aufnahme einer Gruppe streikender Fotografen vor der Wohnung Brigitte Bardots. Die Fotografen beschweren sich dort mit Protestschildern über die französische Schauspielerin, die 1955 noch die Nähe der Paparazzi suchte, sich zehn Jahre später jedoch vehement den Kameras verweigerte.

PARIS HILTON IN THE ZOO; Paparazzi Frankfurt

Quelle: Sébastien Valiela/Eyewitness Collection

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Die komplexe Beziehung zwischen Jäger und Gejagten, die in der Frankfurter Ausstellung thematisiert wird, wird auch am Beispiel jüngerer Berühmtheiten wie Paris Hilton (im Bild) oder Britney Spears deutlich. Paparazzi werden hier geschickt zu Selbstvermarktungszwecken genutzt. Agenten, Publizisten, oder die Stars selbst liefern den Fotografen laufend Tipps zu ihren Aufenthaltsorten.

PARIS, BRITNEY, AND SEAN PRESTON SHOPPING IN MALIBU; Paparazzi Frankfurt

Quelle: Sébastien Valiela/Eyewitness Collection

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Insofern ist es nicht verwunderlich, dass das Verhältnis zwischen Star und Paparazzi durchaus ambivalent erscheint - und die Faszination für die Starfotografie ungebrochen ist.

Diese Aufnahme zeigt Paris Hilton zusammen mit Britney Spears 2006 bei einer Shopping Tour in Malibu.

Paparazzi Frankfurt

Quelle: Courtesy Pascal Rostain und Bruno Mouron/Agence Sphinx

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Was sich in Madonnas Mülltonne befindet, präsentieren die Paparazzi Bruno Mouron und Pascal Rostain auf diesem Foto. Akribisch sortiert werden leere Wasserflaschen, Cola-Dosen und Schokomüsli-Verpackungen zum Kunstwerk.

Mouron und Rostain begannen bereits in den 80er Jahren damit, sich unerlaubt Zutritt zu den Mülltonnen französischer Berühmtheiten wie Brigitte Bardot und Gérard Depardieu zu verschaffen. Anschließend widmeten sie sich auch dem Unrat amerikanischer Stars wie Sharon Stone, der so eine Vorliebe für Dosen-Birnen nachgewiesen werden konnte, und Bruce Willis, der am liebsten Weichspüler mit Zitronenduft benutzen soll.

Paparazzi Frankfurt

Quelle: Alison Jackson collection

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Eine ganz eigene Interpretation der Paparazzi-Fotografie verkörpern die Aufnahmen der Künstlerin Alison Jackson. Auf ihren Bildern erwischt Lady Di Ehemann Charles beim Turteln mit Camilla, George W. Bush verzweifelt in seinem Büro an einem Zauberwürfel und die Queen ist, in einer Zeitschrift schmökernd, mit heruntergelassenem Höschen auf der Toilette abgelichtet.

Dabei handelt es sich natürlich nicht um reale Schnappschüsse, sondern um ...

Paparazzi Frankfurt

Quelle: Alison Jackson collection

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... aufwendig konstruierte Fiktionen aus dem Studio, die die Fotografin mit Doppelgängern aufnimmt.

Obwohl ihre Bilder provozieren, will Jackson die Gedoubelten nicht ins Lächerliche ziehen. "In meinen Arbeiten geht es darum, dass wir diese Menschen auf intime Weise zu kennen meinen. In Wirklichkeit aber kennen wir nur Bilder von ihnen und Geschichten, die ausgedacht und konstruiert sein können: von Agenten, den Medien oder den Prominenten selbst", sagte die Künstlerin in einem Gespräch mit Spiegel Online.

Paparazzi Frankfurt

Quelle: Richard Avedon

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Ein weiterer Bereich von "Paparazzi! Fotografen, Stars und Künstler" ist der Geschichte des Promi-Jägers gewidmet. Geprägt wurde der Begriff 1960 durch Federico Fellinis Schwarz-Weiß-Film "La Dolce Vita", in dem der Fotograf "Paparazzo" eine Nebenrolle spielt. Die genaue Begriffsherkunft lässt der Regisseur jedoch im Unklaren - eine der Vermutungen ist, dass Fellini die beiden italienischen Worte "pappataci" (kleine Mücke) und "ragazzo" (kleiner Junge) zu einem neuen Kunstwort zusammensetzte.

Dieses Bild des amerikanischen Fotografen und "Paparazzo" Richard Avedon zeigt das amerikanische Supermodell Suzy Parker und den Regisseur und Schauspieler Mike Nichols 1962 vor dem American Hospital in Paris.

Paparazzi Frankfurt

Quelle: DANIEL ANGELI / BESTIMAGE

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Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Paparazzi-Fotografie mehr und mehr zum modernen Mythos - die delikate, teilweise riskante Arbeit der Fotoreporter schuf nicht nur "Ikonen", wie beispielsweise Lady Di oder Elizabeth Taylor, die sich fest ins Bildgedächtnis der Massen eingeprägt haben, sondern trieb auch die Boulevardmedien im Pressesektor weiter voran, die sich an der Sensationsgier bereicherten.

Auf dieser Aufnahme, fotografiert von Daniel Angeli, ist Elizabeth Taylor am 24. Dezember 1979 in Gstaad zu sehen.

Paparazzi Frankfurt

Quelle: Jean Pigozzi/Centre Pompidou, Musée National d'Art Moderne, Paris

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Es bleibt die Entscheidung der Stars, mit den Paparazzi zu kooperieren oder sich, wie Mick Jagger und Arnold Schwarzenegger auf diesem Schnappschuss von 1990, gegen die Fotografen zur Wehr setzen. Doch das Verlangen der Öffentlichkeit nach immer neuen Bildern und exklusiven Nachrichten scheint damals wie heute ungebrochen.

Die Ausstellung "Paparazzi! Fotografen, Stars und Künstler" ist noch bis 12. Oktober 2014 in der Schirn zu sehen.

© SZ.de /mkoh/lala
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