Als der DDR-Staatschef den ersten Staatsbesuch in der BRD absolvierte, nutzte Lindenberg die Gelegenheit und überreichte Honecker in Wuppertal (im Bild) eine - laut Lindenberg - "nicht ganz billige Gitarre" mit der Aufschrift "Gitarren statt Knarren".
Lindenberg hatte nach der Wiedervereinigung viel geschafft: Pionier des Deutsch-Rock, dem Staatsmänner zuhören. Und trotzdem stürzte er in den Neunziger- und frühen Nullerjahren ab. Der Alkohol, dem schon der Vater zugeneigt war, wurde auch für ihn zum Problem. Wobei Lindenberg darin auch Positives zu sehen versuchte - bis hin zu mit Schnapsfarben gemalten Gemälden, den patentierten "Likörellen".
In seinem Lied "Unterm Säufermond" besingt er den tückischen Trost, den der Alkohol in der Einsamkeit spende: "Und der Whisky, der zieht runter - und sein Blut wird schnell und warm. Und jetzt nimmt ihn Lady Whisky ganz zärtlich in den Arm". Lindenberg ließ sich allzu oft von "Lady Whisky" in den Arm nehmen. In Hamburger Krankenhäusern wurde er Dauergast zur Ausnüchterung - viele Wegbegleiter bescheinigen ihm keine allzu lange Lebenserwartung.
Doch Lindenberg hat die Kurve gekriegt. Mit der Comeback-Platte "Stark wie zwei" vor acht Jahren gelang ihm sogar das erste Nummer-Eins-Album seiner Karriere. Für die Platte bekam er viel Lob. Auch weil er seinen Niedergang darauf ehrlich anspricht - mit dem Udo-typischen Fatalismus, der so tröstlich ist: "Knietief im Whisky, bis zum Nabel im Wodka, so ging er durch sein Leben, immer wieder runter, in den Underground, um die speziellen Weisheiten zu heben", heißt es in dem Lied "Nasses Gold" auf "Stark wie zwei".
In Interviews betont er das Aufstehen auch nach dem härtesten Absturz: "Ich war ja der Exzessor, und dann musste eben mal der Arzt kommen und den Astronauten wieder auf Bodenstation bringen. Kurz mal Quarantäne, drei Tage Krankenhaus und so. Und nach gelungener Entgiftung wurde dann weitergeflogen."