Pablo Nerudas Leiche wird exhumiert:War es Mord?

Chilenischer Nobelpreisträger Pablo Neruda

Der chilenische Schriftsteller Pablo Neruda war einer der bedeutensten zeitgenössischen Lyriker Lateinamerikas.

(Foto: dpa)

40 Jahre lang schwelte der Mordverdacht, nun soll die Exhumierung der sterblichen Überreste von Pablo Neruda Klarheit bringen. Ein Expertenteam soll herausfinden, ob der chilenische Literaturnobelpreisträger an Krebs starb oder vergiftet wurde.

Die Überreste des chilenischen Poeten und Literaturnobelpreisträgers Pablo Neruda (1904-1973) werden am 8. April exhumiert. Das bestätigte einem Bericht des Rundfunksenders Bío Bío zufolge der Richter Mario Carroza. An der Untersuchung wegen Mordverdachts soll ein internationales Expertenteam mitwirken. Neruda starb am 23. September 1973, knapp zwei Wochen nach dem Militärputsch von Augusto Pinochet. Der Leichnam liegt in seinem langjährigen Wohnort Isla Negra begraben.

Bislang galt eine Prostatakrebserkrankung als offizielle Ursache für den Tod Nerudas. Sein ehemaliger Sekretär und Chauffeur Manuel Araya setzt sich jedoch bereits seit Jahren für eine neue Untersuchung der Todesumstände ein und behauptet, der Schriftsteller sei zu Beginn der Militärjunta Augusto Pinochets vergiftet worden. Er habe den Poeten kurz vor seinem Tod in das Krankenhaus Santa María in Santiago gebracht, wo ihm eine "mysteriöse Spritze" verabreicht worden sei.

Richter Contreras sagte, es gebe Hinweise darauf, dass die Substanz in der Spritze den Tod Nerudas herbeigeführt haben könnte. Es handele sich um das schmerzstillende, fiebersenkende Medikament Metamizol, das heute nur noch selten verordnet wird. Das Militär hätte mit der Verabreichung verhindern wollen, dass Neruda, der vor seiner Flucht nach Mexiko stand, den demokratischen Widerstand gegen die Regierung Pinochet anführe.

Die Pabo-Neruda-Stiftung, die 1986 ins Leben gerufen wurde, wies Vermutung, dass Neruda ermordet wurde, bislang zurück. Im Juni 2011 machte die chilenische Justiz aber den Weg für die Exhumierung frei, nachdem die Kommunistische Partei nach den Aussagen Arayas Anzeige erstattet hatte.

Werke Nerudas während der Diktatur in Chile verboten

Neruda war Mitglied der Kommunistischen Partei und ein Unterstützer des sozialistischen chilenischen Präsidenten Salvador Allende. Dieser war 1973 von General Pinochet gestürzt worden. Pinochet errichtete nach seiner Machtübernahme eine Militärdiktatur, die bis 1990 bestand und Tausende Opfer, darunter vor allem Regimekritiker, forderte.

Die Werke Nerudas waren während der Diktatur verboten. Bekannt wurde er durch seine Liebesgedichte sowie durch sein episches Gedicht über Südamerikas Geschichte, den "Canto General" ("Der große Gesang"). 1971 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

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