"Othello" in Mülheim:Tuchfühlung mit der Wirklichkeit

Othello Mühlheim

Das Taschentuch zwischen Dagmar Geppert als Desdemona und Jubril Sulaimon als Othello.

(Foto: Franziska Götzen/2018 Theater an der Ruhr)

Shakespeares "Othello" in der Regie von Roberto Ciulli im Theater an der Ruhr tappt in einige dramaturgische Fallen.

Von Martin Krumbholz

Das berühmte Taschentuch, das vermeintlich zum Indiz wird für Desdemonas Untreue, kommt in dieser "Othello"-Inszenierung in mehrfacher Ausführung zum Einsatz. Echt oder unecht, Original oder Imitat, das lässt sich nicht mehr unterscheiden. Fähnrich Jago stopft sich das Tüchlein, das er seiner Frau Emilia entwendete, die es wiederum zufällig gefunden hat, in der Manier eines schmierigen Paten in die Reverstasche. Für General Othello, gespielt von dem Nigerianer Jubril Sulaimon, hat das Requisit jedoch schamanische Qualitäten: Seine Mutter habe es ihm vermacht, es sei mit Mumiensäften getränkt und wehre bösen Zauber ab, erklärt er. Wenn Sulaimon im Zustand der Erregung in seine Muttersprache verfällt, blitzt darin das deutsche Wort "Taschentuch" auf.

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