Süddeutsche Zeitung

Filmpreisverleihung:Academy lässt Streaming-Filme zu den Oscars 2021 zu

Bislang mussten Filme im Kino zu sehen gewesen sein, um nominiert zu werden. Wegen der Corona-Krise machen die Oscar-Ausrichter für das kommende Jahr aber eine Ausnahme.

Bislang tat sich die Academy of Motion Picture Arts and Sciences schwer damit, mit der Zeit zu gehen. Zwar sehen Kritiker auch Filme von Streamingportalen längst auf Augenhöhe mit Streifen, die für die große Leinwand produziert wurden. Aber bislang hatten filmische Werke nur eine Chance auf eine Oscar-Nominierung, wenn sie zumindest für kurze Zeit im Kino zu sehen waren. Das galt in diesem Jahr beispielsweise für die Netflix-Produktionen "The Irishman" und "Marriage Story". Letztere gewann zumindest eine Trophäe für die beste Nebendarstellerin (Laura Dern). Doch die weltweite Corona-Krise zwingt die Academy nun zum Umdenken - zumindest vorübergehend.

Am Dienstagabend US-Zeit verkündeten die Ausrichter des wichtigsten Filmpreises der Welt, dass im kommenden Jahr auch Streaming-Filme für den Wettbewerb zugelassen sind. Normalerweise gelte, dass Filme, um berücksichtigt zu werden, an mindestens sieben aufeinanderfolgenden Tagen mindestens dreimal täglich in einem Kino in Los Angeles gezeigt worden sein müssten, schreibt die Academy auf ihrer Webseite - derzeit seien jedoch sämtliche Kinos in der Gemeinde wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Deswegen werde es im kommenden Jahr - und vorerst nur in diesem Jahr - eine Ausnahme geben.

Als Beispiel für eine betroffene Produktion nennt die New York Post den Animationsfilm "Trolls World Tour", der auf Portalen wie Amazon und iTunes veröffentlicht wurde und in drei Wochen mehr als 100 Millionen Dollar Gewinn einfuhr.

Dem Boulevardblatt zufolge will die Universal-Mutter NBCUniversal wegen des Erfolgs künftige Produktionen parallel in den Kinos und auf Streaming-Plattformen an den Start bringen.

Beim amerikanischen Filmtheater-Betreiber AMC, zu dem in Deutschland die UCI-Kinos gehören, sorgte die Ankündigung für Unmut: AMC droht nun seinerseits, keine Universal-Filme mehr zu zeigen. "Ab sofort wird AMC keinen Film von Universal in einem seiner Kinos in den USA, Europa oder dem Mittleren Osten vorführen", schrieb AMC-Chef Adam Aron. Genauso werde der Kinokonzern auch gegen jedes andere Studio vorgehen, das den Exklusiv-Zeitraum für Filmtheater nicht einhalten wolle.

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Traditionell werden neue Filme erst im Kino gezeigt und stehen erst einige Monate später zum Kauf oder Ausleihen sowie Streaming zur Verfügung. Dieses Zeitfenster ist in den vergangenen Jahren bereits kürzer geworden und es gab auch Ideen, Filme zeitgleich zu ähnlichen Preisen wie beim Kinobesuch einer Familie online zu verleihen.

Für die Academy ist das vorerst allerdings kein Modell für die Zukunft. Ihr ging es wohl vor allem darum, eine Verschiebung oder gar Absage der Oscar-Verleihung zu verhindern. In ihrem Statement betonen Präsident David Rubin und Geschäftsführerin Dawn Hudson die Bedeutung des Kinos: "Die Academy glaubt fest daran, dass es keinen großartigeren Weg gibt, den Zauber von Filmen zu erleben, als diese im Kino zu sehen." Sobald die Kinos wieder öffnen, soll die Ausnahmeregelung deshalb wieder aufgehoben werden.

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