Oscar-Gewinner sind anders:Das Lachen der Anderen

Florian Henckel von Donnersmarck verfilmt "Das Leben der "Anderen", räumt damit erstmals in der Geschichte des Filmpreises mit einem Erstlingswerk den Oscar ab - und lacht sich nun von Interview zu Interview. Es wird immer schlimmer.

Ruth Schneeberger

Wir werden uns in diesen Tagen an ein neues Lachen gewöhnen müssen. Ob wir wollen oder nicht. Florian Henckel von Donnersmarck hat mit seinem Erstlingswerk im Alter von 33 Jahren den Oscar abgeräumt. Das gab es noch nie in Hollywood. Da hat er nun wirklich gut lachen.

Deshalb dröhnt seit Montag Früh das Lachen des Herrn Donnersmarck wie Donner durch Mark und Bein und in sämtliche Mikrophone - seinen Höhepunkt fand es Montag Nacht in den Tagesthemen.

Okay, der Mann hat 40 Stunden lang nicht geschlafen. Er hat in dieser Zeit wohl gefühlte 20 000 Interviews geben, 200 000 Glückwünsche entgegen genommen, längst verloren geglaubte und völlig unbekannte Freunde am Telefon abwimmeln und die wildesten Parties seines Lebens feiern müssen - alles in 40 Stunden. Und dann kamen die Bundeskanzlerin und Tom Buhrow.

Kaputtgelacht

Da ist er nun, darauf weist der Tagesthemen-Moderator Buhrow hin, ein "deutscher Leistungsträger". Und da muss er sich nun auch wie einer benehmen. Florian Henckel von Donnersmarck aber will lieber lachen. Weiterlachen. Ihm ist ja so zumute. Also tut er es - nach jedem zweiten Satz. Donnernd, markig.

Er lacht, als er nach seinem Erfolg gefragt wird. Er lacht, als er nach dem Wetter gefragt wird. Und er lacht, nachdem er sagt, dass seine Familie schon seit dem 14. Jahrhundert in Deutschland eine Rolle spiele und er deswegen seiner Heimat nie ganz den Rücken kehren wolle - auch wenn Hollywood nun rufe.

Am meisten lacht er, nachdem eine Video-Botschaft der Bundeskanzlerin für ihn eingespielt wurde: "Ich verehre sie jetzt noch mehr", sagt Henckel von Donnersmarck. Und lacht.

Den neuen Tagesthemen-Moderator bringt er damit ganz schön aus dem Konzept. Tom Buhrow verhaspelt sich, bezeichnet die Bundeskanzlerin als Bundesthemen, versucht es dann mit Mitlachen und ist zum Schluss relativ ratlos, als der frisch gebackene Oscar-Gewinner auch noch die Abmoderation zum Wetter kaputtlacht.

Bleibt die Frage: Um was für ein Lachen handelt es sich? Ist es ein dreckiges Lachen? Ein irres Lachen? Das Lachen eines Siegers?

Florian Henckel von Donnersmarck war ein paar Stunden früher noch wach genug, um die Erklärung selbst abzuliefern: Als er im Interview den Bayern dankt, weil man in diesem Bundesland noch ein besseres Verständnis für Wahnsinnige wie ihn habe.

Es ist also das Lachen aus bayerisch-barocker Kehle, das Lachen des Wahns und der Tollheit, die man in diesem bärengeplagten, dann auch wieder rothaarig St. Pauli-haften Landstrich ja nicht selten vorfindet. Es ist das Lachen der Anderen. Deshalb kann der frischeste aller deutschen Oscar-Preisträger es auch gar nicht steuern, und man kann ihm keinen Vorwurf machen. Und jetzt wissen wir auch, was man außer Glück, Talent und Beziehungen sonst noch dringend braucht, um derart rapide einen Oscar abzuräumen, während das Leben der anderen Anwärter eben anders verläuft: Ein bisschen Wahn muss sein. Und sei er aus Bayern.

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