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Oksana Lyniv wird Chefdirigentin der Grazer Oper

Von Rita Argauer, München/Graz

Das tragische Feiern und Sterben der Violetta Valéry liegt der Dirigentin Oksana Lyniv. Schon als die derzeitige Assistentin von Kirill Petrenko an der Bayerischen Staatsoper 2014 die Wiederaufnahme von Verdis "La Traviata" dirigierte, hinterließ sie ein höchst ergriffenes und zugleich erstauntes Publikum. Sie schuf ein feinsinnig gestaltetes musikalisches Bett, das den Sängern erlaubte, sich mit Risiko und emotionaler Wucht in die Geschichte zu stürzen. Ein Dirigat der "Traviata" war nun auch ausschlaggebend für die neue Wirkungsstätte der Ukrainerin: Die Musiker des Orchesters der Oper in Graz waren nach einer gemeinsamen Arbeit mit Lyniv an der "Traviata" von deren Talent und Können überzeugt. Kürzlich hat das Haus Lyniv als künftige Chefdirigentin bestätigt.

Von Herbst 2017 an wird die 39-Jährige für den musikalischen Bereich der Oper der steirischen Landeshauptstadt verantwortlich sein. "Das Beste, was in meinem Leben passieren konnte, war, die erste Chefposition in einem Haus mit so hohem Niveau zu bekommen", erklärt Lyniv. Sie folgt in dieser Position auf Dirk Kaftan, der zur kommenden Spielzeit als Generalmusikdirektor des Beethoven-Orchesters nach Bonn wechselt. Dass Lyniv bald in eine solche Chefposition wechseln würde, war jedoch abzusehen. Kirill Petrenko, dessen Assistentin sie seit 2013 in München ist, tritt zur Saison 2019/20 seinen Posten als Chef der Berliner Philharmoniker an. Lyniv, die seit ihren ersten Dirigaten in München durchweg Lob erfuhr, stand ebenfalls zum Absprung bereit.

Lyniv studierte zunächst Flöte und Dirigieren an der Lyudkevich-Schule in Lwiw, noch während dem Studium wurde sie Assistentin bei ihrem Lehrer Bogdan Dashak, dem Chefdirigenten der dortigen Oper. Anschließend gewann sie 2004 den 3. Preis beim Dirigier-Wettbewerb der Bamberger Symphoniker. Nach einem Aufbaustudium in Dresden und Stationen als Assistentin bei Jonathan Nott in Bamberg und als stellvertretende Chefdirigentin an der Oper in Odessa, kam sie schließlich gemeinsam mit Petrenko zur Spielzeit 2013/14 nach München.

Nun wird Lyniv die erste weibliche Chefin, die die Grazer Oper je hatte. In Österreich ist dieser Schritt jedoch nicht ganz neu: Schließlich hat dort auch die junge litauische Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla einen solch hohen Posten als Musikdirektorin des Landestheaters Salzburg inne, jedoch wechselt diese nun zum City of Birmingham Symphony Orchestra. Einzig in München zerschlägt sich durch die Berufung der Ukrainerin nach Graz ein wenig die Hoffnung, Lyniv könnte die Nachfolgerin Petrenkos an der Bayerischen Staatsoper werden. Wobei dem Haus eine musikalisch derart beflissene erste Generalmusikdirektorin durchaus auch sehr gut stehen würde.

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Quelle:
SZ vom 07.02.2017
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