Süddeutsche Zeitung

Opposition in Russland:Pussy-Riot-Aktivist womöglich Opfer eines Giftanschlags

  • Russische Medien melden, dass der Pussy-Riot-Aktivist Pjotr Wersilow möglicherweise vergiftet wurde.
  • Den Angaben zufolge befindet sich Wersilow in ernstem Zustand in einem Moskauer Krankenhaus.
  • Wersilow hatte im Juli weltweit Aufsehen erregt, als er mit drei weiteren Pussy-Riot-Aktivisten das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland gestört hatte.

Pjotr Wersilow, männliches Mitglied der russischen Aktivistengruppe Pussy Riot, wurde Medienberichten zufolge möglicherweise vergiftet.

Er befinde sich nach der mutmaßlichen Vergiftung in einem ernsten Zustand, berichteten der Radiosender Echo Moskwy und das Online-Nachrichtenportal meduza.io.

Sie beriefen sich dabei auf Angaben von Pussy-Riot-Mitglied und Wersilows Ehefrau Veronika Nikulschina. Kurz nach einem Gerichtstermin am Dienstag habe sich Wersilow zunehmend unwohl gefühlt, sagte Nikulschina zu meduza.io: "Um sechs Uhr abends hat er sich hingelegt, um sich zu erholen." Als Nikulschina zwei Stunden später nach Hause gekommen sei, sei er aufgewacht und habe ihr gesagt, dass er sein Sehvermögen verliere: "Zwischen 20 und 22 Uhr hat sich sein Zustand dramatisch verschlechtert. Erst konnte er nicht mehr sehen, dann nicht mehr sprechen und schließlich nicht mehr laufen", so Nikulschina.

Wersilow werde in der Toxikologie des Moskauer Bachruschin-Krankenhauses behandelt, gab Nikulschina gegenüber meduza.io an. Eine offizielle Bestätigung des Krankenhauses, dass Wersilow eingeliefert wurde, gab es bislang allerdings nicht.

Nach Angaben von Freunden Wersilows wollte seine Mutter am Mittwochabend ihren Sohn im Krankenhaus besuchen, doch es sei ihr der Zutritt verweigert worden. Auf die Frage hin, in welchem Zustand Wersilow sei, habe das Krankenhauspersonal die Antwort verweigert.

Vor Kurzem noch im Gefängnis

Wersilow, Nikulschina und zwei weitere Pussy-Riot-Aktivisten waren im Juli während des Endspiels der Fußball-WM in Russland zwischen Frankreich und Kroatien in Polizeiuniformen aufs Spielfeld gerannt. Sie kamen dafür für 15 Tage ins Gefängnis. Nach Angaben von Pussy Riot protestierten sie mit der Aktion gegen übermäßige Befugnisse der russischen Polizei.

Pussy Riot ist mit spektakulären Aktionen gegen Justizwillkür und Korruption weltweit bekannt geworden. Wersilows frühere Partnerin, Nadeschda Tolokonnikowa, wurde 2012 wegen einer Protestaktion in einer Kirche zu einer Haftstrafe verurteilt.

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SZ.de/pak/khil/mane
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