Der nicht mehr ganz junge Mann steht vergnügt grinsend auf der leeren schwarzen Bühne, hat nur eine weiße Unterhose an, Bauchansatz. Sein Bariton ist profund, raumfüllend, differenziert. Immer mal wieder gibt er auch Kreischtöne von sich, fistelt im Falsett, zerschreddert Melodien im Bass. Johannes Martin Kränzle gibt einen irrsinnigen König, dessen Wahnsinn nichts Gefährliches hat, der ist eher licht, leicht. Kränzle muss für Peter Maxwell Davies’ legendären Halbstünder „Eight Songs for a Mad King“ (1969) nicht auf der Szene herumhampeln, er überlässt die Grenzüberschreitungen, Abstürze, Irrlichtereien, Visionen ganz seiner Alleskönnerstimme, die Schmelz hat und Härte, Attacke und Zärteln, Lyrik, Staccato, Bosheit und Dunkles. Letztlich, so Kränzle, ist dieses entgrenzte Kunstmeisterwerk eine Chiffre für den Irrsinn der Kunst, die sich in einer ihrerseits immer irreren Welt behaupten muss, es aber immer weniger kann.
Opernfestival :Viel Sex in Aix
Lesezeit: 5 Min.
Beim Opernfestival in der Provence triumphieren die Sängerinnen – die Inszenierungen geben sich allerdings recht unpolitisch. Hat die Oper dazu nichts mehr zu sagen?
Festival d’Avignon:Ein Fest der kämpferischen Liebe
Die Performerin Angélica Liddell verteidigt im Papstpalast fulminant die Freiheit der Kunst. Überhaupt: Das Theaterfestival in Avignon positioniert sich in diesem Jahr politisch sehr klar.
Lesen Sie mehr zum Thema