Opern-Uraufführung:Die Frau mit der Liste

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In Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" kommt sie nur am Rande vor. Nun ist sie am Münchner Gärtnerplatztheater Mittelpunkt in der Oper des amerikanischen Komponisten von Thomas Morse : "Frau Schindler".

Von Egbert Tholl

Es ist eine höchst ambivalente Erfahrung: Das Staatstheater am Gärtnerplatz in München, einst Hitlers Lieblingstheater, gibt eine Oper in Auftrag, die hart am Rand der Judenvernichtung im Dritten Reich spielt, ohne die Shoa im Kern zum Thema zu machen. Das ist mutig, zumal in dieser Oper einer historischen Figur Ehre widerfährt: Emilie Schindler, die Frau von Oskar Schindler. 1993 kam Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" heraus, der mit der Kamera fast bis in die Gaskammer geht, der vor allem aber das Wirken des Lebemanns Schindler erzählt, der erst im Krieg das große Geschäft witterte und mit jüdischen Zwangsarbeitern eine Emaillefabrik in Polen betrieb, diese 1944 nach Mähren verlagerte und dafür jene Liste mit 1200 Namen erstellte, die das Überleben seiner jüdischen Arbeiter sicherte - ein Original-Exemplar dieser Liste wird demnächst in Amerika versteigert. Im Film kommt Emilie zwei Mal vor: Einmal besucht sie ihren Gatten in Krakau und reist, indigniert über dessen außereheliches, ausschweifendes Sexualleben, wieder ab. Am Ende, wenn der Krieg vorbei ist, huscht sie durchs Bild und legt schließlich in Israel einen Stein auf das Grab ihres Mannes. Nun widmet sich ihr eine Oper, die ihr Handeln als aktive Frau in der Vordergrund rückt: "Frau Schindler" vom Amerikaner Thomas Morse.

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