In den letzten Stunden des alten Jahres wurde an der Bayerischen Staatsoper die zuletzt unterbrochene Tradition fortgesetzt, an Silvester "Die Fledermaus" zu spielen.
Und einiges war neu. Erstmals dirigierte Kirill Petrenko die Operette von Johann Strauss. Bunt und lebendig, fröhlich und flott, so ließ der Generalmusikdirektor das Bayerische Staatsorchester erklingen. Petrenko machte Tempo, arbeitete dabei mit seinen Musikern fein an jeder Melodie. Und manch einer fühlte sich sogar an die "Fledermaus"-Dirigate von Carlos Kleiber erinnert.
Von den Sängern überzeugten Marlis Petersen (Rosalinde), Bo Skovhus (Eisenstein) und die Anna Prohaska (Adele), letztere erfreute zudem mit austriakischem Schmäh.
In Cornelius Obonya folgte nun ein Wiener dem Bayern Michael Lerchenberg als Sliwowitz-trunkener Gefängniswärter Frosch. Der Schauspieler zog in seiner Sprechrolle bös' her über die Privatisierung von Gefängnissen in Hessen und - so leitete er auf TTIP weiter - die geplanten umstrittenen Schiedsgerichte. Zum Schluss sang er noch ein paar Takte von "Wien, Wien, nur du allein."
Friedhofsfahl und Höllenschlundrot
Deutlich verändert war die 18 Jahre alte, nicht übermäßig beliebte Inszenierung von Leander Haußmann. Manche Zoten waren nun gestrichen - eine gute Entscheidung. Anderes leuchtete weniger ein. Zum Beispiel passten die Hintergrundfarben Friedhofsfahl und Höllenschlundrot beim Fest des Prinzen Orlofsky so gar nicht zu Champagner-Laune und Walzer-Klängen.
Überraschungsgast Thomas Hampson riss so manches wieder raus, schmetterte "Komm, Zigan, spiel mir was vor" aus der "Gräfin Mariza" und erntete dafür Jubel.
Doch dauerhaft wollte keine Festtagsstimmung aufkommen. Entsprechend mau fiel der Schlussapplaus aus. Es wäre wohl besser gewesen, "Die Fledermaus" neu zu inszenieren.
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