Oper:Schwungvolles Verderben

Verdi

Geht es hier wirklich um Unterdrückung, Feigheit und Liebe? Rachel Willis-Sørensen als Hélène und Erwin Schrott als Vaterlandsfanatiker Procida.

(Foto: Wilfried Hösl)

Tod, Folter, Camouflage: Bei Verdis "Sizilianischer Vesper" im Münchner Nationaltheater überzeugt vor allem der israelische Dirigent Omer Meir Wellber.

Von Reinhard J. Brembeck

James Ensor, 1860 in Ostende geboren und 1949 dort gestorben, ist berühmt für seine Bilder, die Karnevalsumzüge und Totentanz zusammenführen. Sie werden von fratzenhaft maskierten Gestalten dominiert. Alles bei Ensor ist unheimlich lustig und naiv grauenhaft. Für die Neuproduktion von Giuseppe Verdis selten gespielter Oper "Die sizilianische Vesper" (Les Vêpres siciliennes) im Münchner Nationaltheater hat sich das Bühnenteam um Regisseur Antú Romero Nunes womöglich durch Ensor inspirieren lassen, zumindest was das unterdrückte sizilianische Volk angeht: alles kraftlose Fratzen. Die französischen Besatzer in ihren weiß-blauen Uniformen dagegen scheinen einem besonders üblen Franzosenhasscomic entsprungen zu sein. Ihr Anführer Guy de Montfort mit Schweizer Ziehgertel und weißer Schminke im Gesicht ist eine in handfeste Brutalität verliebte Oberknallcharge, deren durchdringender Blick nichts anderes verheißt als Tod, Verderben und Folter.

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