Deutsche Oper Berlin:Ohne Zusatz von Kitsch

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Teddybären-Werfen mit der Kaiserin (Daniela Köhler): Szene aus „Frau ohne Schatten“ an der Deutschen Oper Berlin. (Foto: Matthias Baus)

Wenn Tobias Kratzer, der begehrteste Opernregisseur der Gegenwart, in Berlin Richard Strauss’ „Frau ohne Schatten“ inszeniert, führt das auf fulminante Weise in den Waschsalon.

Von Wolfgang Schreiber

Am 28. Juli 1914 bricht der Erste Weltkrieg los. Und Richard Strauss, der Komponist, diskutiert mit seinem Textdichter Hugo von Hofmannsthal eine neue große Märchenoper, genannt „Die Frau ohne Schatten“. Kurz darauf schreibt Strauss, „in die höchste Bestürzung versetzt“, einen Brief an die Ehefrau Hofmannsthals, der gleich in den Krieg abkommandiert wurde. Strauss bittet Frau Gerty um „Hugos Adresse und Garnison“. Und teilt ihr seine grausige Idee mit: „Dichter könnte man wirklich zu Hause lassen, wo sonst so reichlich Kanonenfutter vorhanden ist: Kritiker, Regisseure mit eigenen Ideen, Molièrespieler etc. …“ Scherz, Satire, Ironie oder tiefere Bedeutung? Als die Oper am 10. Oktober 1919 in Wien uraufgeführt wird, sind Millionen Junge und Alte im Krieg hingeschlachtet worden. Die Oper handelt, in ungeahnter Dringlichkeit, von der Geburt neuer Generationen, von Not und Segen des Kinderkriegens. Nur ein Märchen an Berlins Deutscher Oper?

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