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"Olympus Has Fallen" im Kino:Köpfe einschlagen für die gute Sache

Immer feste druff: Keine Formulare, keine Hierarchien - stattdessen sorgt in "Olympus Has Fallen" ein muskelbepackter Held antibürokratisch für Ordnung. Und zerlegt das Weiße Haus. Gerard Butler haut, sticht und schießt sich durch die altehrwürdigen Flure - und bewirbt sich damit vehement um die Bruce-Willis-Nachfolge.

Von David Steinitz

Selbst im Nahkampf, wenn die Muskeln sich spannen und das Blut spritzt, soll niemand vergessen, dass es hier um die gute Sache geht. Also schlägt der Secret-Service-Mann, der schon einige Schrammen abbekommen hat, mit viel Liebe fürs Detail den bösen Terroristenschädel mit einer schweren Abraham Lincoln-Büste ein.

"Olympus Has Fallen" ist einer von zwei Filmen dieses Blockbuster-Sommers, in denen das Weiße Haus zerlegt wird, im September folgt noch Roland Emmerich mit "White House Down". Antoine Fuqua, der vor allem für seinen Thriller "Training Day" bekannt ist, legt vor. Und wie lustvoll er hier mit Sprengsätzen auf das Washington Monument, das Kapitol und eben das Weiße Haus losgeht, zeigt mal wieder, wie sehr Hollywood unter Druck stand, seit es sich nach 9/11 für eine Weile selbst mit einem Bildverbot belegt hatte - solche pyrotechnischen Manöver hätte man sich vor Kurzem noch nicht getraut.

Nun aber kommt dieser Film zu einem Zeitpunkt, in dem die träge echte Washingtoner Administration endgültig nicht mehr zur Attraktion taugt. Actionfilme fantasieren immer auch das Verlangen nach einem Apparat, der sich auf Knopfdruck in Bewegung setzen lässt und den Reformstau löst. Keine Formulare. Keine Hierarchien. Also sorgt ein muskelbepackter Held antibürokratisch für Ordnung.

Mike Banning (Gerard Butler) war einst Beschützer des Präsidenten (Aaron Eckhart), doch nach einem persönlichen Drama, mit dem der Film einsetzt, will dieser ihn nicht mehr um sich haben. Banning schiebt Bürodienst, bis ein Kommando nordkoreanischer Terroristen das Weiße Haus entert und Staatsoberhaupt samt dem halbem Kabinett als Geiseln nimmt.

Was diesem Marathon der Computertrickserei folgt, ist liebevolle Handarbeit: Benning haut, sticht und schießt sich durch die altehrwürdigen Flure, verfeinert seine Verhörmethoden mit dem Messer-Lincoln - so vehement wie Gerard Butler hat sich noch niemand um die Bruce-Willis-Nachfolge beworben.

Olympus Has Fallen, USA 2013 - Regie: Antoine Fuqua. Buch: Creighton Rothenberger, Katrin Benedikt. Kamera: Conrad W. Hall. Mit: Gerard Butler, Aaron Eckhart, Morgan Freeman, Ashley Judd. Universum, 120 Minuten.

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SZ vom 13.06.2013/rus
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