Oliver Stones Bush-Film "W":Thank you, Mr. Perfect!

Ein verkniffener Graukopf mit beschränkten Talenten - so sieht der George W. Bush aus, den Oliver Stone in seinem Film "W" porträtiert. In wenigen Tagen beginnen die Dreharbeiten in Louisiana.

Fritz Göttler

Josh Brolin hat, was eigenwillige Haarpracht angeht, nun einiges aufgeholt gegenüber dem Kollegen Javier Bardem, der ihm in "No Country for Old Men" noch die Schau gestohlen hat, als Killer Chigurh mit schamlosem Pilzkopf. Auf dem Titelbild des neuen Entertainment Weekly prangt er nun als verkniffener Graukopf George W. Bush - Brolin spielt den 43. Präsidenten der USA - und Elizabeth Banks seine Laura - in dem neuen Film von Oliver Stone, der in wenigen Tagen Drehbeginn hat in Louisiana.

Leutselig hat Stone nun einige Reporter auf den Set gelassen, nicht ganz zufällig wohl gerade in den heißen Tagen vor dem Start des neuen Indiana Jones - der Kollege Spielberg hat ja kürzlich bekundet, nun definitiv sein großes Lincoln-Projekt durchzuziehen. Im Oktober soll "W" in die Kinos kommen - "mein bislang schnellstes Projekt!" -, da wird seine Hauptfigur noch im Amt sein, und die Verleiher würden gern die Filmtrailer parallel zu McCains Wahlspots placieren.

Ein "faires, wahrhaftiges Porträt" verspricht Oliver Stone, dennoch dürfte der Bush-Leinwand-Effekt nicht besonders positiv sein: Stones Script verzeichnet peinliche Momente wie jenen, da sich Bush fast an einer Pretzel verschluckt hätte - mit fatalem Ausgang - beim Football-Fernsehgucken, eine Gesangseinlage auf der Uni von Yale - die auch Stone zur gleichen Zeit besuchte -, eine Nacht, da Bush seinen Wagen auf den Rasen vor dem Elternhaus schrammt und den Vater anpöbelt: "Thank you, Mr. Perfect. Mr. War Hero. Mr. F---ing-God-Almighty!", ein dubioses Treffen mit Tony Blair, in dem er wüste Pläne entwickelt, um einen Krieg mit dem Irak anzuzetteln: Man müsste ein Flugzeug mit UN-Farben nach Bagdad schicken und Saddam dazu bringen es abzuschießen . . .

Weil Bush komisch ist

Die Geschichtsschreibung wird hart mit Bush umgehen, bemerkt Oliver Stone, aber dennoch ist das eine großartige Geschichte, sie hat etwas Capraeskes - "die Geschichte von einem, der sehr beschränkte Talente hatte, außer der Fähigkeit, sich selbst zu verkaufen". Die Studios wollten freilich nichts mit seinem Projekt zu tun haben, und viele Schauspieler schreckten ebenfalls zurück, die Quote der Republikaner unter ihnen ist ab einem bestimmten Alter erstaunlich hoch.

Bis heute hat Stone die wichtige Rolle des Dick Cheney nicht besetzen können. Den Ärger, den er sich auch mit diesem Film mit Sicherheit einhandeln wird, nimmt Stone fürs erste eher gelassen: "Dieser Film kann komischer sein, weil Bush komisch ist - wie er immer Grimassen schneidet . . . Also lasst uns einfach unseren Spaß damit haben."

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