Katja Lange-Müller zum offenen Brief an Olaf Scholz:Es war ein Fehler

Katja Lange-Müller zum offenen Brief an Olaf Scholz: Die Schriftstellerin Katja Lange-Müller.

Die Schriftstellerin Katja Lange-Müller.

(Foto: Toni Heigl)

Warum ich den offenen Brief der "Emma" an Olaf Scholz nicht hätte unterzeichnen sollen.

Gastbeitrag von Katja Lange-Müller

Ja, klar, "wir" - wer auch immer sich von diesem Plural umschlungen wähnt - haben Angst. Ich, Jahrgang 1951 und in Ostberlin geboren, habe Angst; die Angst vor "den Russen" ist bei mir fast schon so etwas wie eine genetische Spur. Ich sah sie in den Augen meiner kommunistischen Großmutter, wenn sie vom Kriegsende erzählte, ebenso in denen der Greisinnen auf der geriatrisch-psychiatrischen Station, die sich von uns Schwestern nicht waschen lassen wollten, weil sie Berührungen an ihren entblößten Körpern nicht ertrugen. Und das DDR-Volk kalauerte in schönster "Sklavensprache": "Stimmst du bei der Wahl mit Ja, bleiben alle Russen da. Stimmst du bei der Wahl mit Nein, kommen noch mehr Russen rein."

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:Freunde, nicht diese Töne

In vernunftgeprägten Zeiten hätte man Kritik geübt an dem offenen Brief, der in der Emma erschienen ist. Stattdessen werden seine Schreiber geschmäht und verächtlich gemacht. Zur Mobilmachung in Deutschland in Zeiten der Hysterie.

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