Schmierig, schwarz, böse: Amerika entdeckt gerade die dunkle Seite des Öls. Doch das Kino hat schon immer gewusst, dass einem Bohrloch nichts Gutes kommen kann. Die Bilder.
Giganten
James Dean wollte Elizabeth Taylor und bekam das Öl. Kann es Zynischeres geben? Dabei sind sie einander so ähnlich in ihrem Fremdsein, zwei Aus-der- Welt-Gefallene auf der Suche nach Zugehörigkeit. Taylor ist eine Bürgerstochter von der Ostküste, die auf eine texanische Ranch eingeheiratet hat und dort ebenso fehl am Platz ist wie Dean, der Vorarbeiter, den keiner für voll nimmt. Sie hätten ein tolles Paar abgegeben. Dann aber wäre der brave Rock Hudson der Betrogene gewesen, und das durfte nicht sein. Stattdessen bekommt Dean ein Stück Grund vererbt, auf dem er nach Öl bohrt - was nur logisch ist in einer Landschaft, die so weit ist und leer, dass alles, was sie beinhaltet, eigentlich nur darunter liegen kann. Die Szene, in der das Öl endlich sprudelt, ist eine der großen der Filmgeschichte: Ein Wummern und Rumpeln, als würde das Tor zur Hölle aufgestoßen, Dean springt zur Seite, und die Kamera schaut ihm dabei zu, wie er nach oben blickt, die Arme ausgebreitet. Zwei Sekunden, drei, fünf. Dann prasselt es auf ihn hernieder. "Besudelt" ist das Wort, das einem hier einfällt. Im Anschluss hinterlässt Dean auf Taylors blütenweißer Veranda noch einen ölig schwarzen Fingerabdruck, dann geht es abwärts mit ihm. Das Öl in "Giganten" (1956) ist natürlich nur eine von vielen möglichen Metaphern für die unheilvolle Kraft des Geldes, aber eine besonders passende. Als neuer Superreicher wird Dean letztlich selbst zur öligen Erscheinung. Das irre Lachen, die flackernde Gier in seinen Augen sollte man den BP-Leuten vielleicht mal vorführen - Déjà-vu nicht ausgeschlossen. Tanja Rest
Texte: SZ vom 29.6.2010/sueddeutsche.de/kar