NS-Skulptur auf bayerischem Schulhof:Thoraks Pferd - künftig pädagogisch wertvoll

Josef Thorak

Eines der Rösser von Josef Thorak - hier in seinem Atelier.

(Foto: SZ Photo; Knorr + Hirth)
  • Das Landschulheim Ising am Chiemsee will zum Schuljahresbeginn ein Konzept zur NS-Propagandaskulptur auf seinem Schulhof vorlegen.
  • Die Witwe des Künstlers hatte die Internatsgebühr für ihren Sohn mit der Skulptur bezahlt. So war die Schule in den rechtmäßigen Besitz der Skulptur gelangt.

Von Kia Vahland

Bewegung beim Umgang mit NS-Kunst: Das Landschulheim Ising am Chiemsee will zum Schuljahresbeginn ein Konzept zur NS-Propagandaskulptur auf seinem Schulhof vorlegen. Dies teilte das bayerische Ministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst am Dienstag mit.

Damit reagieren Schule und Behörde auf eine Recherche der Süddeutschen Zeitung. Die SZ hatte berichtet, dass auf dem Schulhof des öffentlichen Gymnasiums unkommentiert das dritte Bronzepferd von Hitlers Lieblingskünstler Josef Thorak steht.

Die anderen beiden Pferde der Serie waren im Mai von Kunstfahndern in Bad Dürkheim beschlagnahmt worden. Sie schmückten von 1939 an die Neue Reichskanzlei in Berlin und galten später als verschollen. Wegen der beiden Pferde laufen Ermittlungen, möglicherweise ist der Bund der rechtmäßige Eigentümer.

Die dritte drei Meter hohe Pferdeskulptur schuf Josef Thorak nach SZ-Informationen ebenfalls im Jahr 1939 für die "Große deutsche Kunstausstellung" in München. Er stellte sie danach vor sein pompöses Atelier in einem Münchner Vorort.

1961 bezahlte die Witwe des Künstlers mit dem NS-Propagandawerk die Internatsgebühr ihres Sohnes, so kam es in den rechtmäßigen Besitz der Schule beziehungsweise ihres Trägers, des Zweckverbandes Bayerische Landschulheime.

Bisher für Werbezwecke eingesetzt

Seither steht das Pferd auf dem Schulhof; gegenüber befindet sich ein Reithof. Bis zu dem SZ-Bericht hatte dieser das Pferd ohne Nennung Thoraks auf seiner Website abgebildet, um für Reitunterricht zu werben.

Nachdem die Schule erst keinen Handlungsbedarf sah, will sie nun laut Aussage der Ministeriumssprecherin gemeinsam mit dem Dachverband reagieren und den Sachverhalt pädagogisch aufarbeiten. Das Ministerium bietet dem Gymnasium dabei fachliche Unterstützung durch die Kunsthistoriker der Münchner Pinakotheken an.

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