Süddeutsche Zeitung

Notruf der Berliner Clubs:Das Ende im April

Die Lage ist ernst, ohne Staatshilfe fürchten die meisten Berliner Clubs, kaum länger als bis Mitte April durchhalten zu können.

Von Jan Kedves

Seit vergangener Woche Mittwoch senden die Berliner Clubs über die Live-Video-Plattform "United We Stream" allabendlich DJ-Sets von leeren Tanzflächen ins interessierte Netz und rufen parallel zum Spenden auf. Wie die Berliner Clubcommission gestern bei einer Pressekonferenz mitteilte, sind so bislang 300 000 Euro zusammengekommen. Das klingt stattlich, ist aber natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Clubs der Hauptstadt sind meist kleinere bis mittelständische Betriebe, mit 65 Arbeitnehmern (Klunkerkranich) oder um die 400 (Berghain). Seit drei Wochen kämpfen sie mit dem Ausfall sämtlicher Einnahmen.

Ohne Staatshilfe werde vielen Mitte April die Puste ausgehen, so der Konsens. Dringend gefordert werden deshalb neue, schnelle Unterstützungen durch den Bund. Die sogenannte Soforthilfe II, das Zuschussprogramm für Kleinstunternehmen und Freiberufler der Investitionsbank Berlin, greife für die meisten Clubs nicht, weil sie mehr als zehn Beschäftigte haben. Kredite aufzunehmen könne auch nicht die Lösung sein, so Pamela Schobeß vom Club Gretchen - denn die könne man nie wieder zurückzahlen. Sie sprach von einer Hilfslücke.

Die gute Nachricht lautete: Ab dem kommenden Wochenende wird sich "United We Stream" zu "United We Stream Global" erweitern. "Berlin wird an Reichweite abgeben", so Lutz Leichsenring, Pressespecher der Clubcommission. Das heißt: Am kommenden Samstag werden sich Clubs aus Wien, Stuttgart und Hamburg am DJ-Programm für die Home-Party beteiligen - "um zu zeigen, dass Clubkultur nicht nur ein Berliner Phänomen ist".

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SZ vom 02.04.2020
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