Nobelpreise 2020:Literaturnobelpreis geht an Louise Glück

Nobelpreise 2020: Louise Glück 2014 bei den National Book Awards in New York.

Louise Glück 2014 bei den National Book Awards in New York.

(Foto: Robin Marchant/AFP)

Die amerikanische Dichterin Louise Glück erhält die Auszeichnung für ihre "unverkennbare poetische Stimme, die mit strenger Schönheit individuelle Existenz allgemeingültig" mache, wie die Schwedische Akademie begründet.

Die US-amerikanische Autorin Louise Glück erhält den Nobelpreis für Literatur. Das gab die Schwedische Akademie in Stockholm bekannt. Die Lyrikerin wurde 1943 in New York geboren und fungiert als "Writer-in-Residence" an der Yale-Universität, Connecticut. Ihr Debüt "Firstborn" veröffentlichte sie 1968. Sie gilt als eine der begabtesten Dichterinnen in den USA. Für 2003/2004 wurde sie zum "Poet Laureate" der USA ernannt. Im Jahr 1993 wurde sie mit dem Pulitzer-Preis für Dichtung ausgezeichnet.

Laut der Schwedischen Akademie zeichnet sich Glücks Werk durch außergewöhnliche Klarheit und spielerische Intelligenz aus. Glücks Stimme sei unverwechselbar und aufrichtig und signalisiere, dass hier eine Autorin verstanden werden wolle. Ihr Schreiben sei voller Witz, obwohl das Motiv des Verlusts sich durch ihr ganzes Werk ziehe. Dabei spielten Kindheit und Familienleben oft eine große Rolle ebenso wie die enge Beziehung zu Eltern und Geschwistern. Glück erhalte die Auszeichnung für ihre unverkennbare poetische Stimme, die mit strenger Schönheit individuelle Existenz allgemeingültig mache, sagte Akademiesekretär Mats Malm. Die 77-Jährige Dichterin und Essayistin wurde in Deutschland mit ihren Gedichtbänden "Averno" (2007) und "Wilde Iris" (2008) bekannt.

Buchmacher hatten in diesem Jahr besonders Frauen hohe Chancen ausgerechnet, darunter Margaret Atwood und Annie Ernaux.

Im vergangenen Jahr waren zwei Literaturnobelpreise vergeben worden: an die polnische Autorin Olga Tokarczuk für 2018 und an den österreichischen Dramatiker Peter Handke für 2019. Die Auszeichnung für Peter Handke sorgte für einigen Wirbel und gilt bis heute als umstritten. Eine bereits in den Neunzigerjahren hart geführte Debatte um Handkes Parteinahme für die serbischen Nationalisten im Bosnienkrieg, seine Relativierung ihrer Kriegsverbrechen, flammte durch die Ehrung sofort wieder auf.

2018 hatte ein Skandal in der Schwedischen Akademie dazu geführt, dass die Preisvergabe ausgesetzt wurde. Bereits im November 2017 hatten 18 Frauen im Zuge der #MeToo-Enthüllungen Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung und Übergriffen gegen Jean-Claude Arnault vorgebracht, den Ehemann der Akademie-Jurorin Katarina Frostenson.

Nach der Vergabe der Nobelpreise in den Kategorien Physik, Chemie, Medizin und nun Literatur werden am Freitag und Montag schließlich die neuen Trägerinnen und Träger des Friedensnobelpreises und des offiziell nicht dazuzählenden Wirtschaftsnobelpreises, "Preis der Schwedischen Nationalbank in Wirtschaftswissenschaft in Erinnerung an Alfred Nobel", bekannt gegeben. Am 10. Dezember, dem Todestag Nobels, überreicht traditionell Schwedens König die Preise an die Geehrten. Corona-bedingt werde die feierliche Zeremonie diesmal auf 2021 verschoben, teilte die Schwedische Akademie mit. Dann würden die Preisträger der Nobelpreise beider Jahrgänge eingeladen. In diesem Jahr soll es allerdings noch eine virtuelle Preisverleihung geben.

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