Luhmann zu lesen ist ein wenig, wie Techno zu hören: Man muss schon etwas länger dabeibleiben, um zu verfolgen, wie das Mastermind der Systemtheorie, einer der wichtigsten Soziologen der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, seine Theorie-Module entwickelt. Der Sound klingt am Anfang fremd, aber nach den ersten 400 bis 500 Seiten kommen Luhmanns Begriffe wie gute Bekannte vorbei, die das Denken zuverlässig sortieren: Komplexitätsreduktion! Funktionale Äquivalenz! Struktur als generalisierte Verhaltenserwartung! Im „Archipel Luhmann“ (Peter Sloterdijk) ist alles immer schon da, jede Begriffsdefinition verweist in der selbsttragenden Konstruktion dieser Theorie-Kathedrale auf alle anderen. Das steigert natürlich die Neugier auf die Anfänge dieses Großprojekts soziologischer Aufklärung mit dem von Beginn an formulierten universellen Anspruch, „alle sozialen Sachverhalte mit einem begrenzten Schatz an begrifflichen Hilfsmitteln zu bearbeiten“.
Niklas Luhmann: „Soziologie unter Anwesenden“:Ohne Ehe kein Ehebruch, schade
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Soziologie war für Niklas Luhmann die Beschreibung des Wirklichen, nicht des Richtigen. Seine frühen Vorlesungen sind der perfekte Einstieg in ein Denken, mit dessen Hilfe sich immer noch vieles klarer sehen lässt.
Von Peter Laudenbach
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