New York Roman:Fall tot um, Stadt!

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Garth Risk Hallbergs magisch voluminöser Roman "City on Fire" zeigt New York auf dem Tiefpunkt in den Siebzigern, zwischen Punk und Hochfinanz. Lauter verlorene Illlusionen.

Von Fritz Göttler

Das Herzstück dieses weitläufigen, verschlungenen, auch zirkulären Romans über New York in den Siebzigern ist ein kleines Punk-Fanzine, Land of 1000 Dances, die dritte (und letzte) Ausgabe vom September 1976. Ein hektografiertes, punkig patziges Fan-Magazin, liebevoll zusammengeschrieben und -gebastelt vom Underground-Girl Samantha, die sich wirklich auskennt in der Szene, und ebenso liebevoll in den Text des Romans hineinreproduziert. Es geht um Erlebnisse mit ihren Kumpels von der gemeinsamen Band, um Streifzüge durch Clubs und Konzerte, und um die überwältigende Kraft der vielen neuen Graffiti an den New Yorker Hauswänden - um die Angst auch, sie könnten schnell wieder verschwinden wie ein Polaroid, und den Wunsch, nach einem Beweis, "dass für eine tolle Minute Leben und Kunst nah genug zusammengekommen waren". Irgendwie geht es um die ganz große politische Frage von Freiheit und Sicherheit, um jene Sicherheit, die man gewinnt, wenn man die Freiheit reduziert und aufgibt. Die Zelle, zu der Sam gehört, ist von Kant und seinem Imperativ inspiriert, aber auch von Nietzsche und Marx, sie nennen sich Posthumanisten, oder gleich PHP, Posthumanist Phalanx, und sie planen im Sommer 1977 - Sam ist die Tochter eines italienischen Feuerwerk-Spezialisten - einen Bombenanschlag.

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