Das im zwanzigminütigen Wechsel gezeigte Video präsentiert ein reich collagiertes audiovisuelles Porträt dieses wohl jüngsten Landes dieser Erde buchstäblich seit seiner Entdeckung oder, noch weiter zurückgehend, wie bei der Erschaffung der Welt aus einem kosmischen Buchstabensturm. Erwecken soll dieses Gesamtkunstwerk die Illusion oder die beinahe rauschhafte Vision, als befände sich der Besucher inmitten eines Buches, des Buches der Natur und des Buches der Geschichte. Und wie da Licht aus der Dunkelheit, so entsteht auch die junge Literatur dieses Landes aus dem kontinuierlichen Fluss anfangs noch vorwiegend mündlich tradierter Erzählungen.
Riesige Videoscreens mit stetig wechselnden Filmsequenzen dominierten am 9. Oktober den Pavillon des Gastlandes Neuseeland. Dabei spiegeln sich die Bildschirme in einem Wasserbecken, welches den gesamten Pavillon durchzieht.
(Foto: dpa)Weiter gegenwärtig sind diese mündlichen Erzähltraditionen in den Liedern und Sprechgesängen der Maoris. Mit einer mehrstufigen Weihezeremonie, angefangen mit einer rituellen Umkreisung des Pavillons durch eine zum mehrstimmigen Chor gruppierte Abordnung von Maoris und endend in einem machtvollen Haka, dem körperbetonten Ritualtanz der Maori, wurde der neuseeländische Pavillon am Dienstag feierlich eröffnet. Auf der zugehörigen, von der großen Rauminstallation durch einen schwarzen Vorhang getrennten Bühne werden in den nächsten fünf Tagen siebzig neuseeländische Autoren und rund einhundert ebenfalls angereiste Künstler des Landes ihre Werken und Ideen vorstellen.
Wer sich als Besucher in eines der offenen Lesezelte begibt, wird dort manche Trouvaillen entdecken können. Zum Beispiel die Briefe des deutsch-jüdischen Flüchtlings Karl Wolfskehl aus seinem neuseeländischen Exil: Gleich im ersten Brief aus dem Jahr 1942 heißt es: "Mein Verkehr beschränkt sich auf ein paar persönliche Bekannte, einheimische Gelehrte, Künstler, Schriftsteller, sehr anregende und begabte darunter, von denen ich viel Anregung habe . .. Aber ich bin natürlich viel allein." In dieser Hinsicht wird es den Besuchern des neuseeländischen Pavillons in diesen Tagen anders ergehen.