Neues von Fallner:Lockerungen

Robert Fallner, der Ex-Bulle, ist der Held von Franz Doblers Romanen. Diesmal muss er eine Schauspielerin vor einem Stalker retten. Und sich der Inspirationsquellen seines Autors würdig erweisen, von Stephen King bis Walter Serner.

Manchen Krimi kann man mit den Quellenhinweisen am Ende des Buches beginnen. Wenn die Story allzu lange auf der Stelle tritt, ist es zumindest eine vergnügliche Abwechslung, hineinzublättern in diesen Appendix. Vorausgesetzt, die Autoren sind offenherzig oder eitel genug anzugeben, wovon sie sich inspirieren ließen. Ein Service für spätere Kriminalliteraturwissenschaftler. Was also waren Franz Doblers Quellen beim Verfassen des Romans "Ein Schlag ins Gesicht"?

Neues von Fallner: Franz Dobler: Ein Schlag ins Gesicht. Verlag Tropen, Stuttgart 2016. 356 Seiten, 19,95 Euro, E-Book 15,99 Euro.

Franz Dobler: Ein Schlag ins Gesicht. Verlag Tropen, Stuttgart 2016. 356 Seiten, 19,95 Euro, E-Book 15,99 Euro.

Da tritt eine Studie mit dem Titel "Häusliche Gewalt" zutage, herausgegeben vom Bayerischen Staatsministerium des Inneren, sowie eine Internetseite über Stalking, denn darum soll es ja in dem Roman vor allem gehen. Dann sind von Senta Berger "Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann" sowie Stephen Kings "Misery" und Walter Serners Dadaismus-Manifest "Letzte Lockerung" aufgeführt. Von der Folklorefeministin Lisa Fitz hat Dobler die 2011 erschienene Selbstbetrachtung "Der lange Weg zum Ungehorsam" gelesen. Dazu schaute er sich eine Reihe von Filmen an, unter anderem "Die Nackte und der Satan" von Victor Trivas aus dem Jahr 1959, Billy Wilders "Sunset Boulevard" und "Der Boxprinz" von Gerd Kroske. Der darin porträtierte Boxer Norbert Grupe kommt, weil Dobler keine Chance auslässt, mit Reprisen zu brillieren, ebenso wie der Dadaist Serner auf den 365 Seiten in immerhin einem Satz vor. Und eben in den Quellenhinweisen. Die haben's wirklich in sich.

Leseprobe

Einen Auszug aus dem Roman stellt der Verlag hier zur Verfügung.

Wenig passiert. Manches könnte man als tarantinohaft durchgehen lassen

Kaum ist Franz Doblers neues Buch auf dem Markt, führt es auch schon die Krimi-Bestenlisten an. Der Autor, Jahrgang 1959, kann auf zahlreiche Fans zählen. Diesmal spannt er sie gehörig auf die Folter - aber nicht weil seine Geschichte so unheimlich spannend wäre, sondern weil das Resümee seines Protagonisten, des 43 Jahre alten Ex-Polizisten Robert Fallner, ohne Einschränkungen zutrifft: "Ich hatte", sagt Fallner auf Seite 346, "schon ewig keinen Fall, bei dem so wenig passiert ist." Jedoch könne er sich auch an keinen anderen Fall erinnern, "der so mies war" - was allerdings auf die Täter und ihre Motive bezogen ist.

Der Ex-Bulle, seine Psychotherapeutin, sein Kneipenkumpel, sein Bruder, zwei schlägernde Burschen in der Kindheit - die Leser bekommen es schnell mit Menschen zu tun, die für die Geschichte interessant werden könnten. Sie bleiben aber blass. Und der Kumpel, ein Punkveteran, sagt beim Trinken Sätze wie "Ich schließe aus deinen Ausführungen, dass du jetzt also anfängst, für deinen Bruder zu arbeiten", die aber eher nach einem Staatsangestellten im Innendienst klingen. Es treten noch ein paar seltsame Kollegen dazu, die Fallner an seiner neuen Arbeitsstelle vorfindet, und das Kriminalopfer. Fallner soll eine Schauspielerin vor Stalkern retten. Dass die Freundin ihres Sohnes sie in einer Boulevardzeitung desavouiert und unhinterfragt die Freundin des Sohnes bleibt, könnte man als tarantinohaft durchgehen lassen - wenn auch der Rest des Romans tarantinohaft wäre. Bis auf eine Sexszene mit der unvermittelt auftauchenden Ex-Freundin, bei der Fallner seine Virilität beweisen darf, bleibt er eher ein Krimi fürs Vorabendprogramm.

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