Neuer Ausstellungsort:Meister am Marktplatz

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Schönheit und Erotik in der Aktfotografie hinterfragt Bianca Patricia Isensee mit "Amazone 21". (Foto: Biance Patricia Isensee)

Das Kunstforum der Münchner Bank

Von Evelyn Vogel, München

"Junge Künstler brauchen Förderung und die Möglichkeit auszustellen", davon ist Sandra Bindler, Vorstandsvorsitzende der Münchner Bank überzeugt. Zwar gibt es zahlreiche etablierte Ausstellungsorte in München, und von Off-Spaces bis hin zu Zwischennutzungen stehen immer wieder Räume zur Verfügung, die auch dem Nachwuchs Präsentationsmöglichkeiten bieten. Doch Orte, die angehende Künstler außerhalb der Akademie regelmäßig bespielen können, sind rar.

Deshalb hat die Genossenschaftsbank, die 1862 gegründet als älteste ihrer Art in Bayern gilt, kürzlich das "Kunstforum Münchner Bank" ins Leben gerufen. Nun will das Geldinstitut aber nicht ins Galeristengeschäft einsteigen, will weder damit noch daran Geld verdienen. Auch glaubt man nicht die Kompetenz zu besitzen, ausstellungs- und damit förderwürdige Jungkünstler auszuwählen. Deshalb hat die Münchner Bank die Kunsthistorikern Sonja Lechner engagiert. Sie betreut kuratorisch die "Münchner Meisterklasse", wie das Ausstellungsformat getauft wurde. Die Präsentation, die um einem katalogähnlichen Folder ergänzt wird, ist für die Künstler kostenfrei, sie müssen sich allerdings selbst um die Verkäufe kümmern. Zudem unterstützt die Bank die Künstler über die Ausstellung hinaus durch Ankäufe einzelner Werke und will damit eine eigene Kunstsammlung aufbauen - ohne auf millionenschwere Namen des Kunstbetriebs zu setzen, wie Bindler betont.

Zum Auftakt der "Münchner Meisterklasse" sind Hannes Heinrich, Stefanie Hofer, Bianca Patricia Isensee und Christian Probst zu Gast, ehemalige Meisterschüler aus der Klasse Karin Kneffel an der Kunstakademie. Dabei hat Sonja Lechner in der Auswahl Wert darauf gelegt, die Vielfalt an Ausdruck und Materialität zu zeigen, die innerhalb einer Klasse ihren Platz finden kann. So ist Fotografie (Isensee) neben Malerei (Heinrich), Keramik (Probst) neben Grafik (Hofer) zu sehen.

Die Arbeiten sind auf den drei oberen Etagen verteilt, hängen in Beratungs- und Sitzungsräumen, hinter Schreibtischen, Laptops - und in den kommenden Wochen vermutlich auch mal Lederhosen. Jedem Interessenten wird auf Anfrage Zutritt gewährt. Was im SB-Bereich des Erdgeschosses zu sehen ist, sind nur Drucke. Weil hier Tag und Nacht geöffnet ist, wäre es aus versicherungstechnischen Gründen nicht möglich gewesen, Originale auszustellen, schränkt Sandra Bindler ein.

Dem Vorhaben der "Münchner Meisterklasse" entgegengekommen ist der Umbau der Filiale am Frauenplatz, wo die Bank seit 122 Jahren residiert. Nicht nur wurde die Schalterhalle modernisiert, es wurde auch ein Café eingerichtet, das als "Marktplatz und Treffpunkt" für die Mitglieder der Genossenschaftsbank fungieren soll und hinter dem ein ebenfalls neu gegründeter Förderverein steht. Wer hier einen Kaffee trinkt, tut dies gegen eine Spende, die einer gemeinnützigen Organisation zugute kommt. So wurden schon die Kinder- und Jugendabteilung der freiwilligen Feuerwehr sowie ein Ferienprogramm des Sportvereins MTV München unterstützt. Denn nicht nur junge Künstler brauchen Förderung.

© SZ vom 12.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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