Süddeutsche Zeitung

Neue Taschenbücher:Bärenschwur

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Hymnen auf Freundschaft und Liebe. Ein Mädchen verbringt einen schönen Sommer in einem Blumenladen bei zwei schwulen Jungs. Ein Großvater hat seinem Enkel einen Bärenschwur abgelegt. Den will er auf jeden Fall halten.

Von Hilde Elisabeth Menze

Es gibt nichts, worauf sich die dreizehn-jährige Apron in diesem Sommer freuen kann. Zu Hause muss sie mit Margie aus Brasilien auskommen, die ihre Mutter gepflegt hatte, um sich nach deren Tod den Vater zu angeln, von dem sie nun schwanger ist. Und Aprons beste Freundin Rennie lässt sie zugunsten einer intriganten Mitschülerin fallen. In dieser trostlosen Stimmung trifft Apron Mike, der mit seinem schwulen Freund Chad einen Blumenladen betreibt. Er bietet ihr einen Sommerjob an, den sie dankbar annimmt. Obwohl Chad an Aids erkrankt ist, und er und Mike wissen, dass er bald sterben muss, schenken sie Apron ihre Freundschaft, und ihr schöner Blumenladen wird für sie zu einer Zuflucht. Dann kommt Baby Daisy, und als die Mutter verschwindet, gründen Apron und ihr Vater eine neue Familie.

Wie in vielen amerikanischen Jugendbüchern werden gesellschaftliche Probleme ohne Tabus ungewöhnlich realistisch dargestellt. Trotzdem ist es kein trauriges Buch, eher eine Hymne auf Freundschaft und Liebe mit Helden, die den Leser noch lange begleiten. (ab 12 Jahre)

Jennifer Gooch Hummer: Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam. Aus dem Englischen von Claudia Feldmann. Carlsen TB (1573) 2017. 352 Seiten, 7,99 Euro.

Wie schon das stimmungsvolle Cover suggeriert, spielt die Geschichte im wilden Westen der USA, wo Reiten und Jagen zu den traditionellen Freizeitbeschäftigungen gehören. Unser Held ist der dreizehnjährige Tyson, der mit seinen Eltern nach Wyoming ins Haus seines Großvaters ziehen musste, als sein Vater arbeitslos wurde. Gramps, wie Tyson den Großvater liebevoll nennt, ist sein bester Kumpel und das, was wir hier in Bayern ein Urviech nennen würden. So beginnt die Geschichte damit, dass er Tyson zum "Pflaumen" überredet, ein Ritual, bei dem jeder einen Liter Pflaumensaft trinkt, bis der "run" auf das einzige Klo des Hauses beginnt. Aber Gramps ist auch ein leidenschaftlicher Jäger, und er hat seinem Enkel mit einem großen Bärenschwur versprochen, mit ihm einen Jagdausflug zu den Teton Mountains zu machen, um einen Wapiti zu schießen.

Doch dann kommt Tyson eines Tages aus der Schule, und seine Eltern gestehen ihm, dass sie Gramps in ein Pflegeheim gebracht haben, weil er viel kränker ist, als er sich selbst eingesteht. Tyson ist schockiert und fürchtet, dass Gramps seinen Bärenschwur nicht halten kann. Da hilft nur eine Notlüge, finden Großvater und Enkel, damit der Jagdausflug tatsächlich stattfinden kann. Und Tyson schießt seinen Wapiti, wie geplant. Doch zum gefährlichen Abenteuer wird die Geschichte erst, als Tyson dem Grizzly Sandy begegnet, der ihn zum Glück verschont. Ein spannender Abenteuer-Roman, aber auch eine wunderschöne Großvater-Enkel-Geschichte. (ab 11 Jahre)

Ryan Gebhart: Bärenschwur. Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Dtv Reihe Hanser (62638) 2016. 240 Seiten, 8,95 Euro.

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Quelle:
SZ vom 03.03.2017
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