Neue Musik:Ton treffen

Kronthaler

"Kronthaler": Gitarrist Kalle Kalima, Mezzosopranistin Theresa Kronthaler und der Bassist Oliver Ponkratz (v. l.).

(Foto: Veranstalter)

Das zweite Echolot-Festival für Neue Musik in Schloss Kempfenhausen am Starnberger See will im Vertrauten das Unbekannte entdecken

Von Jürgen Moises

Ob das ein neu aufgetauchtes Stück der britischen Indieband Miranda Sex Garden ist? Das könnte man denken, wenn man den "Cold Song" von Henry Purcell hört, so wie ihn das Berliner Trio Kronthaler auf seinem Album "The Living Loving Maid" in einer Mischung aus Indie-Pathos, Fragilität und einem Hauch von Subversion interpretiert. Kronthaler, das sind die Mezzosopranistin Theresa Kronthaler, der finnische Jazz-Gitarrist Kalle Kalima und der Kontra- und E-Bassist Oliver Ponkratz, die auf "The Living Loving Maid" nicht nur Stücke von Henry Purcell in ein zeitgemäßes Pop- und Jazz-Gewand kleiden. Sondern auch Arien und Lieder von Barockkomponisten wie Georg Friedrich Händel oder Claudio Monteverdi.

Bei dem einen oder anderen Klassikpuristen dürften bereits jetzt die ersten Scheuklappen hochfahren. Aber keine Angst. Die Musik der Barock-Komponisten wird auf "The Living Loving Maid" nicht ausgebeutet oder banalisiert, sondern im Gegenteil sehr ernst genommen. Das was Kronthaler, Kalima und Ponkratz hier machen, geschieht mit Ehrfurcht, Präzision, einigem Witz und durchaus mit Tiefe. Ansonsten hätte der Bratschist der Münchner Philharmoniker Gunter Pretzel die drei nicht für das zweite Echolot-Festival für Neue Musik im Schloss Kempfenhausen am Starnberger See engagiert. Dort treten Kronthaler an diesem Sonntag um 21.30 Uhr gewissermaßen als Headliner auf.

"Wir wollen die Tiefen der Neuen Musik erforschen und auf Entdeckungsreise gehen." So hat der künstlerische Leiter Gunter Pretzel im vergangenen Jahr die Idee erklärt. Zu dieser Entdeckungsreise gehörten bei der Erstausgabe neben Konzerten des Pelaar-Quartetts oder des Ensembles Zeitsprung auch Klang- und Videoinstallationen im Park und Schlossgarten. An diesem Konzept wird bei der zweiten Ausgabe festgehalten, die unter dem Motto "Nähe" steht. Gemeint ist laut Veranstaltern sowohl die regionale Einbindung des Festivals als auch die Fähigkeit, den richtigen Ton zu treffen, den es braucht, damit Musik nah und unmittelbar klingt.

Der richtige Ton, der dürfte tatsächlich auch bei Kallephil entscheidend sein: Einem weiteren Projekt, mit dem der Gitarrist Kalle Kalima am Sonntag auftritt (20 Uhr). Zusammen mit einem Streichtrio der Münchner Philharmoniker hat Kalima, der erst vor kurzem mit einem Western-Programm in München zu erleben war, Bilder in Musik umgesetzt, die ein acht jähriges Mädchen aus Syrien auf der Flucht nach Europa gezeichnet hat. Am Abend zuvor kann man unter dem Titel "Echos im Park" von 19.15 Uhr an im Schlosspark erleben, wie dort Ruth Geiersberger, Simon Rummel und Cornelius Hirsch Bayrische Gstanzeln und Weisen mit freien Improvisationen kombinieren und das Ensemble Kusimanten aus der Steiermark auf eine ähnliche freie Weise mit Folklore-Zutaten jongliert.

Sehr alltagsnah klingen wiederum die Titel der Miniszenen für Sopran und Tisch, welche die Sängerin Irene Kurka an diesem Freitagabend um 20 Uhr beim Eröffnungskonzert aufführt. Tragen diese doch schöne Bezeichnungen wie "Hey Kellner, bring mir einen Schweinebraten!". Fast schon auf "klassische" Art neu und modern wirkt dagegen das Programm, mit dem Charlotte Walter und Gunter Pretzel den Abend erweitern. Als Bratschen-Duo spielen die beiden Werke von Komponisten wie Sora, Brass, Schachtner oder Spring.

2. Echolot-Festival für Neue Musik, Freitag, 7., bis Sonntag, 9. Juli, Schloss Kempfenhausen am Starnberger See, www.echolotfestival.de

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