Neue Filme in Kürze:Die Starts der Woche

Lesezeit: 4 min

US-Politprofis, denen die Bürger egal sind, ein verschollenes Geigen-Wunderkind und weiße Selbstgeißelung. Die ganze Filmwoche in unseren Kurzrezensionen.

Von den SZ-Kritikern

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Dreiviertelblut - Weltraumtouristen

Josef Grübl: Mia san mia? Mit dieser selbstgerecht-stupiden Form von Heimatliebe hat Sebastian Horn, Sänger der bayerischen Band Dreiviertelblut, nichts am Hut. Er sitzt in einer Hütte im Wald und philosophiert über Zeit, Bewegung und Vergänglichkeit. Dann kommt sein Bandkollege Gerd Baumann vorbei, er trägt einen Astronautenanzug. Sie debattieren über kreative Prozesse. Marcus H. Rosenmüller und Johannes Kaltenhauser haben keine typische Musikerdoku gemacht, sondern ein hintersinniges Porträt zweier Freunde, mit dokumentarischen und gestellten Szenen, mit Studioaufnahmen und einem Auftritt im Circus Krone. Was Dreiviertelblut dort spielen? Eigene Songs wie "Mia san ned nur mia".

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Giraffe

Sofia Glasl: Ein Tunnel soll die dänische Insel Lolland mit Deutschland verbinden, dafür müssen jedoch Häuser weichen. Die dänische Filmemacherin Anna Sophie Hartmann reflektiert zwischen Dokumentar- und Spielfilm über das Verhältnis von Fortschritt und persönlicher Erinnerung. Dafür lässt sie die fiktionale Ethnologin Dara reale Interviews mit Inselbewohnern führen und auf Baustellenarbeiter sowie eine Fährfrau treffen. Greifbare Nöte und Ängste werden so zu essayistischem Nachdenken über Begriffe wie Heimat, Migration und Globalisierung.

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Irresistible

Nicolas Freund: Jetzt muss schon die Armee helfen, damit die Demokraten im Mittleren Westen der USA noch einen Fuß auf den Boden bekommen. Im abgehängt Städtchen Deerlaken versucht der Wahlkampfmanager Gary Zimmer (Steve Carell) einen ehemaligen Army-Colonel, der sich für Flüchtlinge einsetzt, als Spitzenkandidaten in Stellung zu bringen. Die Herausforderung dieser Ein-Mann-Armee lassen sich die Republikaner natürlich nicht entgehen. Bald fahren beide Seiten im Wahlkampf um das Städtchen ihr ganzes Arsenal auf. Es klingt nicht so, aber "Irresistible" von dem ehemaligen "Daily-Show"-Moderator Jon Stewart ist eine klamaukige und zynische Komödie, wenn auch mit einem sehr ernsten Kern. Woran liegt es, dass die Politik so viele Bürger einfach nicht mehr erreichen kann? Das fragt der Film zwischen ziemlich gut getroffenen Wahlkämpfer-Karikaturen und viel peinlicher Situationskomik. Darauf findet "Irresistible" keine Antwort. Wie auch, wenn Probleme wie Rassismus, politisches Lagerdenken und Fremdenfeindlichkeit größtenteils ausgeblendet werden.

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Max und die wilde 7

Ana Maria Michel: Max zieht in eine alte Burg, die zu einem schicken Altersheim umfunktioniert wurde, in dem seine Mutter nun arbeitet. Als es gilt, einen Dieb zu schnappen, freundet sich der neunjährige Jungdetektiv mit einer flotten Seniorentruppe an, die aus einem ruppigen Professor, einem Ex-Fußballtrainer und einer früheren Schauspielerin, gespielt von Uschi Glas, besteht. Winfried Oelsners Film, der auf seiner und Lisa-Marie Dickreiters Kinderbuchreihe basiert, macht vor allem seiner wegen liebenswürdigen Charaktere Spaß.

Pandemie

Anke Sterneborg: Schon klar, dass sich ein Virus im Kino nicht über Monate hinweg langsam entwickeln und ausbreiten kann. Es muss schnell und drastisch zum Tod führen. Aber Sung-Su Kim übertreibt es in seiner bereits 2013, zwei Jahre nach Soderberghs "Contagion", gedrehtem Turbo-Trash-Variante eines Seuchenthrillers dann doch ganz schön: Keine Inkubationszeit, blutiger Tod nach 36 Stunden, Massenhysterie und Bürgerkrieg, drastische Maßnahmen von Politik und Militär, Massenvernichtung in unterirdischen Internierungslagern und ein Impfstoff schon nach zwei Wochen. Im Corona-Sommer 2020 trifft das auf Zuschauer, die zu gut informiert sind, um diesen Irrwitz zu schlucken, der durch platte menschliche Dramen, unwahrscheinliche Intrigen und Sprechblasendialoge nicht besser wird.

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The Secret

Anke Sterneborg: So wie früher Cary Grant als Engel ins Leben gebeutelter Frauen trat, tut es heute, deutlich hemdsärmeliger, Josh Lucas. Gerüstet mit simpler Lebensphilosophie und anpackendem Handwerk räumt er das Leben einer jungen Witwe (Katie Holmes) auf, die drei Kinder allein erzieht. Ein bisschen romantischer Eskapismus in schwierigen Zeiten? Selbst dafür ist die Verfilmung eines Selbsthilfebestsellers zu seicht geraten. Andy Tennant, der sich schon in Filmen wie "Hitch, der Date-Doktor" oder "Ein Schatz zum Verlieben" eher oberflächlicher Komik und Romanze verschrieben hat, verwandelt North Carolina in ein malerisches Märchenland, in dem alle Wünsche wahr werden, wenn man nur ernsthaft genug dran glaubt.

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Sein

Anna Steinbauer: Ob Krebsdiagnose, schlimmer Autounfall oder chronische Krankheit: Die Kraft der Selbstheilung wird oft unterschätzt oder belächelt. Sollte sie aber nicht, wie Bernhard Kochs unaufgeregter, informativer Dokumentarfilm zeigt, der die Frage danach stellt, wie ein gesundes, glückliches Leben gelingt. Koch porträtiert Menschen, die sich alternativen Heilmethoden wie Yoga, Ernährung durch Wildkräuter, Sport und Meditation zuwenden. Klingt esoterisch, ist aber was dran. Und selten hat jemand vor der Kamera so begeistert Brennnesseln verspeist.

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The Song of Names

Kathleen Hildebrand: Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg verschwindet in London ein junger polnischer Wundergeiger direkt vor seinem Debütkonzert. Jahrzehnte später macht sich sein bester Freund von damals, noch immer wütend und traurig, auf die Suche nach ihm. Als Detektivgeschichte, die es auch sein will, ist Francois Girards ernsthaftes, ruhiges Holocaust-Drama nicht spannend oder überraschend genug. Aber die Szene in einer Synagoge, die dem Film seinen Namen gibt, zerreißt einem mit ihrer traurigen Kraft fast das Herz.

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Tryggð - The Deposit

Tobias Kniebe: Dafür, dass sie angeblich investigative Journalistin ist, wirkt die blonde Gisella (Elma Lísa Gunnarsdóttir) reichlich lebensfremd. Vielleicht liegt es an ihren Privilegien, zu denen ein riesiges altes Haus in Reykjavik gehört, dass sie allein bewohnt. Als sie Zimmer an zwei Flüchtlingsfrauen aus Uganda und Kolumbien vermietet, will sie mit den beiden beste Freundin spielen, verwandelt sich dann aber in einen unerträglichen Kontrollfreak und in ein herzloses Monster. Die isländische Regisseurin Ásthildur Kjartansdóttir betreibt weiße Selbstgeißelung, voll im Trend und inzwischen recht erwartbar.

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Wir beide

Annett Scheffel: Zwei ältere Frauen in einer französischen Kleinstadt, Nachbarinnen, die ihre Liebe hinter der bürgerlichen Fassade verbergen. Ein Schlaganfall verwandelt das gemeinsam aufgebaute Leben in eine Welt aus Sprachlosigkeit und versperrten Türen, gegen die Barbara Sukowa als verheimlichte Geliebte mit ihrem nuancierten, angriffslustigen Spiel ankämpfen muss. Nicht alles im ersten Spielfilm des Italieners Filippo Meneghetti ist schon perfekt, aber die Emotionen zwischen Sehnsucht und unausgesprochener Wahrheit sind wunderbar beobachtet. Und Sukowa spielt groß auf.

© SZ vom 06.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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