Neue Filme in Kürze:Die Starts der Woche

Lesezeit: 4 min

Die rund­erneuerte "Addams Family" wirbt für Toleranz, junge Menschen sprechen über das Verlieben, Abnehmen macht glücklich und Flüchtlings­kindern kann im Knabenchor geholfen werden. Die Kurzrezensionen der Kinowoche.

Von den SZ-Kritikern

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Addams Family

Susan Vahabzadeh: Der Addams-Clan wird für diesen Zeichentrickfilm von Conrad Vernon und Greg Tiernan in die Gegenwart katapultiert, was ihm nicht viel schadet, aber auch nichts nützt. Die Kinder sind jetzt laut, schnell und haben Handys. Eine Neubausiedlung rückt der Familie auf den Leib, und nun will eine wildgewordene Vorstadt-Designerin mit Trump-Frisur ihrem Haus einen modernen Look verpassen - um diesen Erzählstrang herum gruppiert sich eine Nummernrevue. Ansonsten ist alles in Ordnung: In den Cartoons von Charles Addams sind Morticia, Gomez und ihre Kinder sympathische Freaks - dieser Film macht sie geradezu zu Werbefiguren für Toleranz.

Bayala

Ana Maria Michel: In der Elfenwelt Bayala welken die Pflanzen, das Eis schmilzt, und Drachen gibt es auch keine mehr. Daran ist jedoch nicht der Klimawandel schuld, sondern eine böse Königin mit Allmachtsfantasien. Aina Järvines Animationsfilm basiert auf den Elfenfiguren der Firma Schleich und kommt ohne größere Überraschungen aus, stattdessen hat er teils etwas von einer Sortimentsvorstellung. Der Spielzeughersteller aus Schwäbisch-Gmünd will schließlich auch ein paar neue Produkte in die Kinderzimmer befördern.

Berlin 4 Lovers

Magdalena Pulz: Diese Doku über das Dating-Verhalten junger Erwachsener in Berlin könnte nicht simpler sein: Zehn Menschen erzählen brav hintereinander, wie es ihnen bei der Suche nach der Liebe geht. Antwort: Mal so mal so, aber speziell bei der Nutzung der populäre Dating-App Tinder eher schlecht. Dabei sitzen sie in ihren Wohnungen oder laufen durch die Straßen Berlins. Collagiert wird dieser minimalistische Erzähl-Ansatz mit einem nachgestellten, rosa eingefärbten Symbol-Date, das dem Ganzen den Charme eines X-Faktor-Beitrages verleiht. Eineinviertel Stunden dauert das Erstlingswerk von Leonie Loretta Scholl. Wer jemanden kennt - oder jemanden kennt, der jemand kennt -, der in einer Großstadt lebt und im digitalen Raum nach einer Beziehung sucht, kann sich die Zeit vermutlich sparen. Für alle anderen ein intimer Einblick über Einsamkeit, Großstadt-Anonymität und den Warencharakter von Personen auf Dating-Portalen.

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Brittany Runs A Marathon

Martina Knoben: Abnehmen macht glücklich. Ja wirklich! In Paul Colaizzos Selbstfindungs-Komödie kann man der am Anfang dicken und ziellosen Heldin dabei zusehen, wie sie dank eines unfreiwilligen Lauftrainings Kilo um Kilo verliert und dabei immer selbstbewusster, schöner und zufriedener wird. Dass eine solches Frauen- und Körperbild fragwürdig ist, hat der Regisseur schließlich selbst gemerkt. Seine Selbstoptimierungsfabel macht trotzdem Spaß, was vor allem an Hauptdarstellerin Jillian Bell liegt, die einfach hinreißend spielt. Darauf eine Tüte Chips!

Easy Love

Annett Scheffel: Wie geht das heute eigentlich mit der Liebe? Tamer Jandali nimmt die Beziehungsentwürfe von sieben jungen Kölnern in den Blick. Alle suchen sie nach dem richtigen Maß an Sinnlichkeit und emotionaler Verbindlichkeit. Erfrischend unverkrampft und sehr intim ist dieses Panorama der postmodernen Ängste und Fantasien nicht nur, weil Jandali ein feines Gespür für kleine Alltagsmomente hat, sondern auch weil er seinen Film in einem semi-dokumentarischen Zwischenzustand schweben lässt. Die Protagonisten spielen sich selbst, aber in einer imaginierten, mutigeren Version ihrer selbst. Eiin Film über das Wollen und Wagen.

Lebe schon lange hier

Philipp Stadelmaier: Ein Jahr lang hat Sobo Swobodnik aus dem Fenster seiner Kreuzberger Wohnung Schwarzweißaufnahmen der Straßenkreuzung unten gemacht. Für Variation sorgen verschiedene Ausschnitte, Zeitraffer und Slow Motion, Tag und Nacht, Menschen und Autos. Auf der Tonspur: Musik (erinnert an "Amelie"), Wohnungsgeräusche (intimer Natur), Textsplitter (trivialer Natur). Der Film summt vor sich hin, man lebt ironisch. Berlin eben.

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Lieber Antoine als gar kein Ärger

Fritz Göttler: Sie kann auch Groteske und mütterliches Melodram, Flic oder Sadomaso: Adèle Haenel, die gerade für ihre sensible Darstellung in Porträt einer Frau in Flammen gerühmt wird, ab Ende Oktober auch bei uns im Kino. Zuvor kann man sie, ebenso sensibel, erleben im Film von Pierre Salvadori. Sie ist Kommissarin in einer Stadt am Meer und gerät in einen Strudel von Komplikationen, als sie erfährt, dass ihr Mann, der Polizeichef, nicht nur bei einem Juwelenraub mitkassiert hat - sogar ihren Hochzeitsring -, sondern dazu einen Unschuldigen ins Gefängnis schickte. Der Mann ist seit zwei Jahren tot, der Unschuldige kommt nach Jahren wieder frei. Und lernt, fürs Leben: Besser Arschloch sein als Opfer. Audrey Tautou baut das vertrackteste, schönste Wiedersehen der Kinogeschichte.

Salmas Geheimnis

Ana Maria Michel: Einmal im Jahr, so glaubt man in Mexiko, kehren die Toten zu ihren Familien zurück. Auch Salma möchte am Día de los Muertos ihre Eltern treffen, die sie nie kennengelernt hat. Doch die Frau, bei der sie aufgewachsen ist, verbietet es ihr. Salma will nicht aufgeben, ein Zauber-Buch bringt sie in eine geheimnisvolle Welt. Die Grundidee von Carlos Gutiérrez Medranos Animationsfilm ist interessant, auch wenn es an Tempo fehlt. Allerdings wird die Story ab einem gewissen Punkt leider viel zu kompliziert

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Terminator: Dark Fate

Juliane Liebert: Was macht eine Tötungsmaschine, wenn ihr Auftrag erfüllt ist? Sie wird Gardinenverkäufer. Was passiert, wenn man ein böses Cyberunternehmen auslöscht? Es entsteht ein neues böses Cyberunternehmen. Was passiert, wenn man einen Klassiker solange fortsetzt, bis einem wirklich nichts Neues mehr einfällt? Terminator 6. Terminator 6 ist bis in Handlungsdetails ein Aufguss von Terminator 2, aber ökologisch gesehen ist es ja auch besser Teebeutel zweimal zu verwenden, also warum nicht? Der jüngste Tag kommt so oder so.

Weitermachen Sanssouci

Philipp Bovermann: Über den Sprechblasensalat, der bisweilen an Universitäten produziert wird, wurden schon viele lustige Satiren verfasst. Diese hier von Max Linz allerdings ist offenbar zu geburnoutet, um sich Pointen auszudenken - und genau das macht den Film gut. Die auf Designermöbeln tagenden Forscher sagen bestürzend simple, geradezu antipoetische Sentenzen auf, wie schlechte Schauspieler ihrer selbst. Aber hinter den Worthülsen steckt keine Ruhmsucht, sondern der Geist der permanenten "Selbstquantifizierung" und Evaluation, also wirtschaftliche Interessen. Gegen die gähnt dieser Film mit melancholischer, wie betäubt am Rande des Blödsinns wandelnder Komik an.

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Zoros Solo

Anke Sterneborg: Der afghanische Flüchtlingsjunge ist ein ganz schönes Früchtchen und die Knabenchorleiterin eine recht spröde Zicke. Und natürlich läuft es darauf heraus, dass sich die beiden in ihren Hoffnungen und Sehnsüchten näher kommen und unterstützen. Doch ganz so vorhersehbar wie man vermuten könnte, läuft die Läuterung durch Musik und der Weg zur Familienzusammenführung mit dem in Orbans Ungarn hängengebliebenen Vater dann doch nicht ab. Denn Martin Busker hat sein mit Andrea Sawatzki prominent besetztes Feelgood-Spielfilmdebüt mit ironischen Brechungen und ein paar bösen Widerhaken über Ängste und Vorurteile in der Kleinstadt versetzt.

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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