Neue Filme im Überblick:Heim nach Hogwarts

In "Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen" taucht ein sehr alter Bekannter aus der Harry-Potter-Welt wieder auf, und auch sonst bietet die Filmwoche viele Highlights. Alle Starts in den SZ-Kurzrezensionen.

Von den SZ-Kritikern

Die Starts ab 15. November auf einen Blick, bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme folgen.

Die andere Seite von allem

Eine Tür in einem Apartment in Belgrad. Von ihr ausgehend erzählt Mila Turajlić die Geschichte ihrer Mutter Srbijanka, einer Professorin und politischen Aktivistin im Kampf gegen das Regime von Slobodan Milošević. Bei der Enteignung durch die Kommunisten wurde die Wohnung geteilt, die Tür blieb siebzig Jahre verschlossen. Die persönlich gefärbte, klug ins Bild gesetzte Chronik jugoslawischer Geschichte lebt von ihrer starken Protagonistin und den Diskussionen zwischen Mutter und Tochter. Und am Ende wird die Tür aufgebrochen.

Assassination Nation

Datenleak verstört Kleinstadt - der erzkonservative Bürgermeister ist eigentlich schwul, der Schuldirektor könnte pädophil sein und jeder sieht die Nacktfotos der Schülerin Lily. Obwohl sie selbst Opfer der Hacks sind, geraten Lily und ihre Freundinnen ins Visier einer rein männlichen Bürgerwehr. Nur haben die Männer nicht damit gerechnet, dass sich die Mädchen auch bewaffnen können. Mit Splitscreens, Zitatgewittern und greller Optik beschwört Regisseur Sam Levinson sehr unterhaltsam den Instagram-Zeitgeist, bevor er den Film in der zweiten Hälfte in den Horror kippen lässt.

The Ballad of Buster Scruggs

Der Revolverheld, der am schnellsten zieht. Der Bandit mit der Schlinge um den Hals. Der Goldgräber, fernab der Zivilisation, der nur noch mit sich selbst spricht. Dazu ein Planwagen-Treck, ein Indianerüberfall, eine Postkutschenfahrt. Ein sechsteiliger Episodenfilm, in dem man die Lust der Coen-Brüder spürt, diese Western-Standards mit den Mitteln der Gegenwart noch einmal durchzuspielen. Schon rein visuell ist das genial. Den größten Spaß machen sie sich aber daraus, all jenen den Mittelfinger zu zeigen, die allzu eifrig nach dem Sinn des Ganzen fragen. Was Nuggets von tiefer philosophischer Wahrheit nicht ausschließt (auf Netflix).

An Elephant Sitting Still

In Manzhouli, einer Stadt im Norden Chinas, soll es einen Elefanten geben, der einfach nur dasitzt, selbst wenn er mit einem Stock provoziert oder mit Futter gelockt wird. Die Stadt mit ihrem in sich ruhenden, stoischen Elefanten wird zum Sehnsuchtsort für die Figuren des Films, die alle gute Gründe hätten, ebenfalls die Welt zu ignorieren. Das Debüt von Hu Bo zeigt das moderne China als verrottete Gesellschaft, voller Aggressionen, Arbeitslosigkeit und Armut - in unerbittlichen, dabei wunderbar poetischen Bildern.

Juliet, Naked

(Siehe Kritik nebenan).

Der kleine Spirou

Spirou (Sacha Pinault) soll der Familientradition folgen und Page werden, doch den Zwölfjährigen treibt das Abenteuer. Seit 1987 erzählt eine Comic-Reihe die Vorgeschichte des franko-belgischen Helden in Pagenuniform, den Rob-Vel vor 80 Jahren erfunden hat. In seinem Realfilm verwechselt Nicolas Bary jedoch ein veraltetes Frauenbild mit Retrocharme. Wie um von der mageren Story abzulenken, hängt die Kamera am Dekolleté der Lehrerin. Allein die Weltreise, die Spirou mit Freunden inszeniert, macht etwas her.

Loro - Die Verführten

(Siehe Kritik unten).

Night School

"Wie heißt die Hauptstadt von Belgien?" "Waffeln?" Das ist noch einer der besseren Witze in Malcolm D. Lees Klamaukfilm, in dem der Komiker Kevin Hart - in Sachen Popularität (hoch) und Niveau (nicht ganz so hoch) - so etwas wie der Mario Barth der USA, eine Abendschule besucht, um seinen Abschluss nachzuholen. Wie in amerikanischen Studiokomödien üblich, lernt er eine wertvolle Lektion, hier mithilfe seiner Lehrerin (Tiffany Haddish): Wenn du dich anstrengst, kannst du alles erreichen.

Fantastische Tierwesen:

Grindelwalds Verbrechen

Man merkt dem zweiten Teil ihres "Harry Potter"-Spinoffs an, das J.K. Rowling immer noch in literarischer Breite fabulieren will. Um die herrlich detailreichen Erzählbögen und die schiere Pracht der digitalen Zauberflammen im Blick zu behalten, braucht es bei der Entwirrung der zahlreichen Nebenhandlungen mitunter schon die Besonnenheit der Hauptfigur Newt Scamander (Eddie Redmayne), der diesmal im mondänen Paris der Zwanziger mit seinem Koffer voller magischer Monster gegen die dunklen Mächte des Gellert Grindelwald (Johnny Depp) kämpft.

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