Süddeutsche Zeitung

Neue Filme:Die Starts der Woche in Kürze

Lesezeit: 2 min

Die Beziehungskomödie "Und wer nimmt den Hund?" und der Thriller "Killerman".

Von den SZ-Kritikern

Die Starts ab 8. August auf einen Blick . Rezensionen ausgewählter Filme folgen.

Acid

Kevin Scheerschmidt: Der Selbstmord von Ivan setzt eine Reihe von Ereignissen in Gang. Sein Bruder Petya trinkt Säure und landet im Krankenhaus. Dessen bester Freund Sascha schläft mit der 15-jährigen Schwester seiner Freundin. Der russische Regisseur Aleksandr Gorchilin wirft in seinem Debütfilm einen Blick auf strauchelnde Männer in ihren Zwanzigern, die nach ihrer Sexualität, männlichen Vorbildern und ihrem Platz in der Welt suchen.

Fisherman's Friends

Anke Sterneborg: Es ist die alte Kinogeschichte von ein paar beherzten Menschen, die einem stagnierenden Leben mit einem unorthodoxen Projekt neuen Pep geben, Männer im Wasserballett, betagte Frauen als Calendar Girls oder Stahlarbeiter als Stripboys. In diesem Fall: existenziell bedrohte Fischer, die mit einem Shanty-Chor die Charts erobern. Die im Kern wahre Geschichte verfilmt Chris Foggin als Regiedebüt ein bisschen holprig, kann sich bei der Besetzung dieses Stadt-Land-Kulturenclashs im wildromantischen Cornwall aber auf ein paar raue, skurrile und charismatische Darsteller verlassen.

Killerman

Doris Kuhn: Zwei Geldwäscher in New York City wollen ihr Geschäftskapital auf eigene Rechnung nutzen und machen einen Drogendeal. Klappt wider Erwarten - aber jetzt sind sie die meistgejagten Männer der Stadt. Dabei hilft es nicht, dass der eine plötzlich sein Gedächtnis verliert. Malik Bader mischt aus Hysterie und Amnesie einen wilden, harten Thriller, der darauf setzt, dass Freundschaft wichtiger ist als Ehrgeiz oder Rache.

Photograph

Susan Vahabzadeh: Der arme Rafi fotografiert Menschen an einer Anlegestelle in Mumbai, verkauft ihnen Polaroids und vergisst sie schnell wieder. Nur nicht Miloni, Tochter aus reichem Haus, denn die hat vergessen zu bezahlen. Der indische Regisseur Ritesh Batra hat "Lunchbox" gemacht, er ist gewissermaßen Spezialist für komplizierte Liebesgeschichten gegen alle Konventionen und die Erwartungen der Eltern. Auch hier finden die ungleichen Liebenden beinahe nicht zusammen ().

So wie du mich willst

Martina Knoben: Gefährliche Liebschaften: Die 50-jährige Literaturdozentin Claire will ihren jüngeren Lover ausspionieren und legt sich eine falsche Facebook-Identität als 24-jährige Clara, zu. Alex, bester Freund ihres Lovers, verliebt sich in Clara und Claire (als Clara!) auch in ihn. Saby Nebbou inszeniert ein Verwirrspiel, dass sich auch beim Genre nicht festlegt, weder romantic comedy, noch Thriller in Hitchcockmanier sein will. Juliette Binoche srpielt großartig Claires Verwandlung. Wenn die verhärmte Professorin sich beim virtuellen Flirt als 24-Jährige ausgibt, klingt sie nicht nur so am Telefon, sie sieht auch Jahrzehnte jünger aus. Eine Emanzipationsgeschichte. Aber auch die einer Liebe zwischen einer älteren Frau und einem jüngeren Mann - im Irrealis.

Und wer nimmt den Hund?

Theresa Hein: Es gibt Paare, die besuchen eine Therapie, weil sie eine Trennung verhindern wollen. Und es gibt Georg und Doris im Film von Rainer Kaufmann, die wild entschlossen sind, sich zu trennen, aber sich in einer Trennungstherapie "begleiten" lassen wollen. Georg hat sich, ganz Midlife-Crisis, in seine dreißig Jahre jüngere Doktorandin verliebt. Deswegen ist es mit der Hamburger Mittelschichtsehe nach 25 Jahren vorbei. Deswegen werden Autos abgefackelt und Prügeleien zwischen ehemaligem und neuem Partner angezettelt. Diesem Otto-Katalog der Beziehungskonfliktklischees charakterliche Tiefe zu geben, da tun sich sogar Ulrich Tukur und Martina Gedeck als Ehepaar in der Krise schwer. Nach zwei Dritteln des Films - und der Trennungstherapie - wird übrigens der titelgebende Hund krank: Er muss eingeschläfert werden.

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Quelle:
SZ vom 08.08.2019
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