Neue Biographien zu Taylor und Burton:Pockengesicht und Miss Tits

Liz Taylor und Richard Burton, die Diva und der Bergarbeitersohn, ruinierten Ehen, verstörten Amerika, riefen gar den Vatikan auf den Plan. Nun sind zwei neue Biographien erschienen - die eine wirkt wie aus dem Drogeriemarkt, die andere ergründet ironisch und gut recherchiert die ambivalenten Persönlichkeiten der beiden Stars.

Eva Schäfers

Es ist immer vergnüglich, anderen dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig unter den Tisch trinken und dabei lautstark miteinander streiten. Sich vielleicht sogar vor einem faszinierten Publikum anfauchen. Oder zu erleben, wie superreiche Leute auf einer luxuriösen Yacht mit einem Gefolge an Dienstboten, Kindern und Hunden auf dem Mittelmeer umherschippern, bevor sie mit neuen Filmrollen wieder ein paar Millionen Dollar einfahren. Es geht hier um Elizabeth Taylor und Richard Burton. Zwei in ihrer Qualität sehr unterschiedliche Biographien schildern das Leben des berühmten Ehepaars: "Wir haben uns verzweifelt geliebt" von Christa Maerker und der amerikanische Titel "Furious Love", den der Heyne Verlag jetzt auf Deutsch herausgebracht hat, und zwar in der zuverlässigen Übersetzung von Johanna Sophia Wais.

Liz Taylors Diamanten werden versteigert

Elizabeth Taylor und Richard Burton waren zweimal miteinander verheiratet.

(Foto: dpa)

Pockengesicht rief sie ihn, wenn sie gute Laune hatte - in ihrem Repertoire waren durchaus auch deftigere Namen -, und er hielt eine Fülle liebevoller und anzüglicher Kosenamen für sie bereit: Lumpy (Pummelchen), Twit Twaddle (Döskopp) oder Miss Tits, um nur einige zu nennen. Beide Buchtitel setzen durchaus auf den erotischen Kitzel dieser Liebesgeschichte - zwischen der verwöhnten Hollywood-Diva und dem Bergarbeitersohn aus einfachem Milieu und mit walisischem Zungenschlag.

Mit seiner Begabung hatte Burton sich zum anerkannten Shakespeare-Mimen emporgekämpft, sie hingegen hatte schon als Kind bei Lassie mitgespielt und nie eine "normale" Schule besucht. Übrigens auch später keine klassische Schauspielausbildung absolviert. Ihre skandalträchtige Verbindung zerstörte zwei Ehen, verstörte Amerikas Öffentlichkeit, und rief sogar den Vatikan auf den Plan, der die ehebrecherische Liaison öffentlich rügte.

Elizabeth Taylor hatte schon vier Ehemänner hinter sich, als sie Richard Burton traf und beschloss, ihn zu heiraten. Zwar ging ihm der Ruf voraus, ein Frauenheld zu sein, aber er war verheiratet, und allem Anschein nach mit einer großartigen Frau. Außerdem war er - trotz seiner ersten Bühnenerfolge an Londoner Theatern - immer noch eng in seinem walisischen und streng katholischen Clan verwurzelt.

Seine zwölf Geschwister und seine Tanten und Onkel hielten jedenfalls während "Le Scandale" zu Ehefrau Sybil, Waliserin wie sie auch. Nach einem publicityträchtigen Flirt während der Dreharbeiten zum Monumentalfilm "Cleopatra" gab es für "Liz und Dick", wie sie in der Boulevardpresse bald vertraulich genannt wurden, beträchtliche Hindernisse zu überwinden.

Huldigungen wie in einer Gesellschaftsillustrierten

Die Autorin Christa Maerker ist bei dieser "verzweifelten Liebe" mit ganzem Herzen dabei und jubiliert nach der Trauung entzückt: Die Steine, die von Herzen fallen, müssen groß wie ein Berg am Genfer See gewesen sein. Und überhaupt: Ist so eine Liebe nicht verwunderlich bei einer karrierebewussten Frau wie Elizabeth, für die Erfolg das schönste Deodorant ist?

Nicht minder verwundert stolpert der Leser über Sprachklischees und Plattitüden zuhauf, und viele Passagen klingen sogar wie Huldigungen aus einer Gesellschaftsillustrierten. Ziemlich sorglos fischt die Autorin Zitate von anderen Film-Stars aus der Zeit zusammen. Dabei wäre gerade im Umgang mit solchen Zitaten besondere Vorsicht geboten: Die Legenden von Filmstars haben sich die Werbeleute der Hollywoodstudios ausgedacht, und ihre Schauspieler wurden von ihnen vermutlich zur Diskretion verpflichtet. Entscheidend ist eben nicht nur die Zahl, sondern auch die Qualität der Quellen.

Während diese Biographie wie ein Eau-de-Toilette aus dem Drogeriemarkt erscheint, süßlich und sich schnell verflüchtigend, haben wir es bei der amerikanischen Biographie mit einer sorgfältig komponierten Duftessenz zu tun.

Der Reichtum von "Furious Love" - den Originaltitel hat der Verlag beibehalten - gründet sich auf eine umfangreiche Recherche, eine folglich lebendige und farbige Schilderung und eine analytische Schärfe, die bei der Lektüre erfreut. Dazu trägt auch sehr der feine, ironisch grundierte Humor der Autoren Sam Kashner und Nancy Schoenberger bei, die gern Widersprüchliches zusammenspannen und weiter zuspitzen.

"Furiose" Liebeslektüre

Sehr komisch ist beispielsweise, dass Richard Burton mit Filmen wie "Where Eagles Dare" immer mehr zum Action-Star aufgebaut werden sollte, während seine Rückenschmerzen und Arthritis ihn fast bewegungsunfähig machten. Solche Sottisen stehen in starkem Kontrast zu Maerkers grobem narrativen Pinselstrich. Auch in der Heyne-Fassung stoßen wir übrigens wieder auf das seltsame Liz-Zitat. "Nichts duftet so sehr wie der Erfolg", soll die Taylor mal gesagt haben, und mit dieser Übersetzung versteht man endlich auch den Sinn des Bonmots. Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg, sagt man ja auch.

Während Christa Maerker den inzwischen fast vergessenen Glamour der Filmstars in Erinnerung ruft - aber eben sich darauf auch beschränkt - entwickeln Kashner und Schoenberger ein vielschichtiges Bild der beiden eben durchaus ambivalenten Persönlichkeiten Liz & Dick.

Den charismatischen Burton mag man sowieso und verzeiht ihm leicht seine vielen schlechten Filme, wenn man ihn mal gehört hat, wie er Dylan Thomas rezitiert. Aber nach der "furiosen" Liebeslektüre könnte man sogar beginnen, die Taylor zu mögen - trotz ihrer Geldgier, Unverschämtheit und anmaßenden Allüren. Möglicherweise hat sie auch eine warmherzige, ja sogar eine fürsorgliche Seite gehabt.

"Quicktake" und "One-Shot-Liz" waren weitere Kosenamen Burtons für seine Liz, weil sie bei Filmen so schnell gearbeitet hat, dass der Regisseur immer nur einen einzigen Take brauchte. Burton hielt seine Frau für die weltbeste Schauspielerin - zumindest behauptet er das in seinen ebenso sprachmächtigen wie sprachverliebten Liebesbriefen an sie, die er womöglich mehr für die Nachwelt geschrieben hat. Nicht jeder teilt diese Meinung.

Schmuckpräsente von Regisseuren

Ihre größte Begabung lag womöglich in ihrem scharfen Geschäftssinn. Sie kannte ihren Marktwert in Hollywood und wusste ihn viele Jahre lang noch weiter zu steigern. Beispielsweise forderte sie zusätzlich zu ihrer Ein-Million-Dollar-Gage - die sie viele Jahre auch bekam - stets ein hübsches Schmuckpräsent vom Regisseur, ohne weiteres in einer fünfstelligen Größenordnung. Auf einer Pressekonferenz sind eben Juwelen fotogener als ein Scheck. Und wenn die eigene Schönheit verblasst, schimmert immer noch die berühmte Perle La Peregrina im Dekolleté.

Das Statement "Wir haben uns verzweifelt geliebt", das der Propyläen Verlag als Buchtitel wählte, stammt aus einer Presse-Erklärung, die die Taylor nach der ersten Trennung von Burton veröffentlichte. Sie ist daher alles andere als ein privates Geständnis zu werten. Vorsichtshalber hat der Verlag den Titel in Anführung gesetzt. Während Christa Maerker aber naiv und unkritisch das Regenbogen-Image der Presse abbildet, unterscheiden Kashner und Schoenberger sehr sorgfältig zwischen Image und Privatleben, Kunst und Leben - beziehungsweise zeigen, wie diese Sphären miteinander verschwimmen.

In einem Fall hat die Kunst das Leben sogar überholt. Als die Burtons im Jahr 1973 den Fernsehfilm "Divorce His Divorce Hers" drehten, kriselte die Ehe der beiden zwar schon gewaltig, aber offiziell waren sie noch zusammen.

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