Neuanfang:Chris Dercon stützt Aufsichten

Chris Dercon zu seiner ersten Spielzeit

Chris Dercon meldet sich zum Haus der Kunst zu Wort.

(Foto: Jörg Car/dpa)

Ex-Direktor des Hauses der Kunst hält Outsourcing für falsch

Von Susanne Hermanski

Chris Dercon, der frühere Direktor des Hauses der Kunst, setzt sich für dessen Mitarbeiter ein, die nun vom Outsourcing ihrer Arbeitsplätze bedroht sind. "Mit großer Sorge verfolge ich diese jüngsten Entwicklungen im Haus der Kunst", sagte er der Süddeutschen Zeitung. Viele der langjährigen Aufsichten, Kassenkräfte und Pförtner kennt Dercon noch, er hat in seiner Münchner Zeit, 2003 bis 2011, mit ihnen gearbeitet. "Diese Episode erinnert mich an ähnlich traurige Erfahrungen, die ich in London gemacht habe. Auch dort wurden hoch geschätzte Mitarbeiter des Museums in die private Firma Securitas überführt. Als Grund gab man ähnlich wie jetzt in München eine finanzielle Neuaufstellung an", sagt er. Nach dem Haus der Kunst leitete Dercon bis 2016 die Tate Modern in London, seit 2019 ist er Präsident der Vereinigung der Nationalmuseen und des Grand Palais in Paris. Wie berichtet, erwägt der kaufmännische Direktor des Hauses der Kunst, Bernhard Spies, Teile der Belegschaft an einen externen Dienstleister auszulagern. 48 Mitarbeiter, die meisten sind Teilzeitkräfte und gering Beschäftigte, wären davon betroffen. Spies führt als Begründung dafür die nach wie vor angespannte finanzielle Lage seines Hauses an.

"Mir war es eine große Freude, mit museumseigenen Mitarbeitern zusammenzuarbeiten, die wir immer als Assistenten verstanden haben. Diese Bezeichnung allein sagt alles - sie begleiten durch die Kunstausstellungen und erzählen Besuchern etwas darüber. Zudem beweisen sie äußerste Sorgfalt im Umgang mit der Kunst", sagt Dercon. Die langjährige Treue zum Haus, ihr Wissen und ihre diversen beruflichen Backgrounds - zwölf Aufsichten arbeiten selbst als Künstler - seien unersetzlich. "Sicherheitspersonal" von privaten Wachdiensten könnte derlei niemals leisten.

Auch Bernhard Maaz, der Generaldirektor der Pinakotheken des Freistaats, die schon seit Jahren mit externen Aufsichten arbeiten, gibt zu bedenken: "Vieles spricht für eine feste Bindung zumindest eines umfangreichen Stammpersonals bei den Aufsichten: Ortskenntnis, Kenntnis der Abläufe und natürlich die Identifikation des Teams mit dem Museum selber." Auch wenn der Einsatz von Fremdfirmen die Flexibilität erhöhe, habe das "seinen Preis".

Was er damit meint? In den Besucherbüchern der Alten Pinakothek kann man einschlägige Beschwerden der Besucher nachlesen.

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