Neu im Kino:Wüst wie ein Hofknicks

In "A Royal Night" feiert die spätere Königin Elizabeth II. eine unaufregende Nacht durch, "Sicario" und "Der Staat gegen Fritz Bauer" liefern dagegen viel Atmosphäre. Die Tops und Flops der Kino-Woche

Von den SZ-Kinokritikern

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"Alles steht Kopf"

INSIDE OUT; Film Alles steht Kopf

Quelle: Pixar

Die Filmstarts vom 1. Oktober auf einen Blick - bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme.

"Alles steht Kopf"

Psychoanalyse à la Pixar: Dieser wunderbare Animationsfilm spielt im Kopf eines elfjährigen Mädchens, wo an einem Gefühlsmischpult fünf knallbunte Emotionsfiguren das Innenleben steuern. Zwischen Freude, Kummer, Wut, Angst und Ekel geht es hoch her, weil die Eltern einen Umzug planen und außerdem die Pubertät anklopft. Pete Docter und Ronaldo Del Carmen ersetzen traditionelle Disney-Trickfilm-Fröhlichkeit mit wilder Melancholie.

David Steinitz

Eine ausführliche Rezension lesen Sie hier.

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"Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder"

Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder

Quelle: GMfilms

Nach der Wende sind die meisten Siebenbürger Sachsen aus Rumänien abgewandert. Nur die Alten und Kranken ohne Familien sind zurückgeblieben. Für sie werden Altenheime gegründet, wie das in Hetzeldorf, das Regisseurin Claudia Funk besucht hat. Dort leben die Senioren in einer Arbeitsgemeinschaft - sie kümmern sich um Ackerbau und Viehzucht. Langsam, anhand starker, detailreicher Bilder, werden einzelne Schicksale vorgestellt.

Barbara Oswald

3 / 11

" Hip Hop-eration"

Hip Hop-eration

Quelle: Ida Larsson; Ida Larsson / Rise and Shine Cinema

Da staunen die Kids nicht schlecht, als 22 Damen und Herren zwischen 68 und 96 in schwarzen Kapuzenshirts und neonbunten Strümpfen ihre Hip-Hop-Bühne kapern. Mit viel Witz, ansteckender Lebenslust und subversivem Down-Under-Spirit schlägt die älteste Tanzcrew der Welt dem Alter ein Schnippchen und stiftet zugleich zur Völkerverständigung zwischen Jung und Alt an. Fast ein Jahr lang hat Regisseur Bryn Evans sie bei den Proben, der Planung und den Auftritten begleitet und destilliert en passant aus ihren Lebensläufen ein Stück neuseeländischer Kolonialgeschichte.

Anke Sterneborg

4 / 11

"The Look of Silence"

The Look of Silence

Quelle: Koch Films GmbH

The show goes on. In "The Act of Killing" hat Joshua Oppenheimer sie uns erstmals vorgeführt, die erschreckende Show des Kommunistenkillens, nach dem Putsch in Indonesien Mitte der Sechziger - die Killer selbst haben es zynisch frech nachgestellt für seine Kamera. Nun zeigt er, in "The Look of Silence", den Blick der Opfer. Mit Adi Rukun sucht er Mörder von damals auf, gespannt, ob sie reagieren auf die Leiden und Traumata ihrer Opfer. Adis Blick wird jedem unvergesslich bleiben, seine Spannung, seine Neugier, seine Ruhe. Sein Beruf ist, die Sicht der Leute zu korrigieren, er ist Optiker.

Fritz Göttler

5 / 11

"Max"

Film "Max"

Quelle: Warner Bros.

Kurioser Mix aus Stars-and-Stripes-Pathos und Abenteueraction mit Jungs auf Mountainbikes. Held der jederzeit vorhersehbaren Story ist ein belgischer Schäferhund namens Max, Minenspürhund der US-Armee, der traumatisiert vom Afghanistan-Einsatz zurückkehrt, um an der texanischen Heimatfront Waffenhändler-Bösewichte zur Strecke und einen rebellischen Jugendlichen (Josh Wiggins) zur patriotischen Raison zu bringen.

Rainer Gansera

6 / 11

"Regression"

Kinostart - 'Regression'

Quelle: dpa

Die Psychoanalyse und die Polizeiarbeit, das ist eine paradoxe alte Erkenntnis, schaffen die Objekte selbst, die sie sich vornehmen, die Obsessionen und Traumata. Emma Watson flüchtet sich in den Schutz der Kirche und erzählt von Missständen daheim und von bösem Satanskult, und Ethan Hawke will mit wachsender Besessenheit dies dunkle Feld ausleuchten. Alejandro Amenábar hat sich für seine Inszenierung an Sidney Lumets Thrillern orientiert, so bleibt viel stärker als die Satansexzesse die dauerregnerische Tristesse der kleinen Stadt in Erinnerung.

Fritz Göttler

7 / 11

"A Royal Night - Ein königliches Vergnügen"

A royal night - ein königliches Vergnügen

Quelle: Concorde Filmverleih

Auch Elizabeth II. war mal ein Teenager, aber damit sie mal tanzen gehen durfte, musste England schon einen Krieg gewinnen. Als der Zweite Weltkrieg endete, durften Elizabeth und ihre Schwester Margaret tatsächlich einmal vor die Tür, und Julian Jarrold malt sich aus, wie das gewesen sein muss. Hoffentlich war es aufregender - Jarrolds Phantasien sind so wüst wie ein Hofknicks. Margaret besäuft sich, und Lillibet lernt von einem fremden Soldaten eine Lektion über Pflichtbewusstsein. Am Ende kommt so etwas in der Art von "Ein Herz und eine Krone" dabei heraus, bloß ohne Audrey Hepburn und weniger realistisch.

Susan Vahabzadeh

8 / 11

"Sicario"

Emily Blunt

Quelle: AP

Der emotionale und moralische Preis der Gewalt ist das große Thema des Francokanadiers Denis Villeneuve, der mit einer Kombination von vibrierendem Realismus, atmosphärischer Dichte und erlesenen Schauspielern derzeit Hollywood rockt. Drogengeschäfte an der mexikanischen Grenze fordern einen hohen Blutzoll, dem mit legalen Mitteln nicht beizukommen ist. Neben den abgebrühten Männern (Josh Brolin und Benicio del Toro) ringt die idealistische FBI-Agentin (Emily Blunt) im Chiaroscuro der grandiosen Bilder von Roger Deakins um Orientierung und Integrität.

Anke Sterneborg

9 / 11

"Der Staat gegen Fritz Bauer"

Der Staat gegen Fritz Bauer

Quelle: SZ

Burghart Klaußner spielt den Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, in nachkriegsgrauen Zeiten, bevor er mit den Auschwitz-Prozessen Maßstäbe setzte für die Aufarbeitung deutscher Geschichte - ein Mann, der gelernt hat, die Außenseiterrolle auszuhalten. So versucht er, einer Justiz, die noch durchsetzt ist von den personellen Resten der NS-Zeit, die Verhaftung von Adolf Eichmann und den Prozess dazu abzutrotzen - und das will in der jungen BRD niemand außer ihm. Lars Kraume inszeniert diese Hommage an einen ungefälligen Mann mit viel Gespür für Atmosphäre.

Susan Vahabzadeh

Eine Rezension im Video sehen Sie hier.

10 / 11

"True Love Ways"

True Love Ways

Quelle: Grandhôtelpictures GmbH

Erst Romanze in kühlen, klaren Schwarz-Weiß-Bildern. Dann rätselhaft verstrickte Nouvelle-Vague-Hommage. Dass es auch noch ein Splatter-Horrormärchen wird, in dem Anna Hausburg in finsteren Wäldern in ein heftiges Blutbad gerät, das macht Mathieu Seilers Film zu einem holprigen Genre-Experiment. Eine lächerliche Gruselgeschichte, mal surreal, mal trashig, als Kunstfilm hat das aber durchaus Charme.

Annett Scheffel

11 / 11

"Wunder der Lebenskraft"

-

Quelle: SZ

Die Lebenskraft als eine Energie, die uns innerlich reinigt und uns gesund hält - so wird sie in vielen Religionen und Kulturen beschrieben. Der Regisseur Stephan Petrowitsch begibt sich auf eine Suche nach dieser Kraft, die ihn zum Beispiel nach Indien oder Burkina Faso führt. Dort erlebt er hautnah die körperlichen Auswirkungen von Kundalini-Yoga und die Methoden von Wunderheilern. Faszinierende Bilder entstehen dadurch, doch sein Blick bleibt einseitig, er betrachtet keine der Behandlungen kritisch.

Barbara Oswald

© SZ.de/rue/cag
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