Neu im Kino: "Ein verlockendes Spiel":Die falsche Musik hören und ein bisschen flirten

Lesezeit: 3 min

In seinem dritten Film führt George Clooney Regie, spielt eine hübsche Cary-Grant-Imitation und hat den weiblichen Part der nostalgischen Football-Komödie mit einer guten Freundin besetzt.

Susan Vahabzadeh

Komödien leben davon, dass Leichtigkeit und Melancholie ineinander verlaufen, all jene Dinge die Beschwingtheit einer Geschichte erden, von denen die Bilder miterzählen, ohne sie je ins Zentrum des Blicks zu stellen. "Ein verlockendes Spiel" entspinnt sich Ende der Zwanziger, und man sieht im vorübergehen die Armut der Depressionszeit, die naive Unschuld von Unterhaltung ohne Unterhaltungsindustrie und harmlosen Speakeasies, in denen die ganze kriminelle Energie der Besucher darauf verschwendet wird, bei einem alkoholischen Getränk die falsche Musik zu hören und ein bisschen zu flirten.

Darüber, ob Renée Zellweger und George Clooney mal ein Paar waren oder (erneut) sind, wird in Hollywood wild spekuliert. Beide sprechen von "jahrelanger Freundschaft". (Foto: Foto: Universal/ddp)

George Clooneys dritte Regiearbeit ist eine Hommage an eine ganz große Ära des Kinos, an die Zeit der frühen Screwballs, die einerseits ungeheuer modern waren und ausgeklügelter als die meisten Komödien von heute, und die es andererseits leichter hatten: Man war einfach schneller kühn, verrucht und innovativ. Ein Football-Film, der irgendwie auch vom Kino selbst erzählt: Wenn erst mal richtig Geld mit etwas zu verdienen ist, dann verändern sich alle Gesetze, und der Spaß ist erstmal vorbei.

Eine Geschichte aus der Zeit, als der Football noch eine Arme-Leute-Veranstaltung war - die Zuschauer können nicht viel bezahlen, also sind die Spieler so arm wie sie. Dodge ist eigentlich schon ein bisschen zu alt für das Spiel, hat aber nichts anderes gelernt und macht also weiter - George Clooney spielt ihn selbst, als hübsche Cary-Grant-Imitation, mit all den kleinen Gesten, hochgezogenen Brauen und irritierten Verzögerungen, mit denen Grant in den Screwball-Vorlagen für "Ein verlockendes Spiel" operierte, "Philadelphia Story" oder "The Awful Truth".

Es kann nur einen geben

Es gibt nur einen, der die Massen in die Stadien - schlammige Bruchbuden, eigentlich - ziehen könnte, einen College-Spieler, der im ersten Weltkrieg ein berühmter Held geworden ist, Carter Rutherford (John Krasinski). Dodge versucht sich an ihn dranzuhängen, in der Hoffnung auf Erfolg fürs Spiel. Daraus wird aber nichts, denn erstens ist auf die Idee ist schon ein richtiger Geschäftsmann (Jonathan Pryce) gekommen. Und zweitens ist Carters prominentes Heldentum in Gefahr: eine Zeitung aus Chicago hat die Journalistin Lexie (Renée Zellweger) losgeschickt, die nachweisen soll, dass Carters Weltkriegsgeschichte gar nicht stimmt.

Was aber zumindest eine ideale Konstellation für eine Dreiecksgeschichte ist, denn Lexie kann sich nicht entscheiden, ob sie dem Charme des einstweilen noch strahlenden jungen Helden Carter erliegen soll oder doch lieber den rüden Sprüchen des ollen, schon etwas ramponierten Dogde.

Am Rande ist auch Clooneys dritter Film wieder einer über Journalismus und Moral, vor allem aber folgt er einer Idee, die "The Good German" zugrunde lag, den er mit Soderbergh gedreht hat, wenn auch nicht gar so ausgefeilt und intellektuell - einen sehr nostalgischen Film um das zu bereichern, was früher nicht möglich war. Lexie ist beispielsweise schon Mitte Dreißig, für den College-Burschen Carter viel zu alt; aber man hätte in der Screwball-Ära darüber keine Witze machen können. Oder mit dem Gedanken spielen, das mache eigentlich gar nichts.

Unkonventionell und schick

In den Screwball-Momenten ist "Ein verlockendes Spiel" ein schöner Film geworden; aber fehlerfrei ist er nicht. Der Sportfilm-Aspekt, die Spielszenen auf dem Football-Feld, funktionieren überhaupt nicht, sind im Aufbau und in der Inszenierung viel zu unübersichtlich. Dass die Komödie gemessen am politischen Gewicht von Clooneys "Good Night, and Good Luck" banal wirkt, das ist klar, aber man kann ja beim Weltretten auch mal Pause machen.

Und eigentlich ist dieser Film auch Sydney Pollacks Erbe, seine letzte Produktion nämlich - und irgendwie trifft alles darauf zu, was sein langjähriger Freund und Filmgefährte Robert Redford nach Pollacks Tod in der vergangenen Woche sagte, über ihre unterschiedlichen Kinoträume: "Ich denke, das war seine große Gabe - etwas, was nur grober Kommerz hätte werden können, zu überdecken mit Abstraktion, Kunst, unkonventionell und schick. "

LEATHERHEADS, USA 2008 - Regie: George Clooney. Drehbuch: Duncan Brantley, Rick Reilly. Kamera: Newton Thomas Sigel. Musik: Randy Newman. Mit: George Clooney, Renée Zellweger, John Krasinski, Jonathan Pryce. Verleih: Universal, 114 Minuten.

© SZ vom 5.6.2008/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: