Neu im Kino:Bloße Effekthascherei ist zu wenig

Der Erfolg der alten Monumentalfilme bestand vor allem in ihrer exklusiven Opulenz, die nur von ein paar besonders vermögenden Hollywoodoligarchen in Kooperation mit besonders trickreichen Regisseuren realisiert werden konnte. Seit die Digitalisierung den Zugang zu aufwendigen Spezialeffekten immer weiter demokratisiert hat, weil der Computer Römerarmeen, Seeschlachten und Wagenrennen vergleichsweise günstig und unkompliziert ausspuckt, sind Römerarmeen, Seeschlachten und Wagenrennen kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

Der Russe Bekmambetow hat sich in seiner Heimat mit Actionfilmen wie "Wächter der Nacht" um Hollywoodjobs beworben, die er seit ein paar Jahren auch bekommt. Er hat zum Beispiel "Wanted" mit Angelina Jolie gedreht, ein gar nicht mal so übles Bumbum-Spektakel, und den lustigen Trashfilm "Abraham Lincoln: Vampirjäger". Aber mit seiner "Ben Hur"-Effekthascherei ragt er jetzt nicht im Geringsten aus dem durchschnittlichen Blockbusterbrei heraus.

Das ist insofern nachteilhaft, als Bekmambetow über der digitalen Effektschlacht vergessen hat, sich um andere grundlegende Dinge des filmischen Handwerks zu kümmern - zum Beispiel, sich eine vernünftige Besetzung zu organisieren. Die Briten Jack Huston (als Ben Hur) und Toby Kebbell (als seine römische Nemesis Messala) sind dermaßen blasse Bübchen, dass man sich dringend nach einem charismatischen Star sehnt.

Morgan Freeman als Beduinenkarikatur

Ein solcher taucht dann ab der zweiten Hälfte auch auf, und zwar in Form von Morgan Freeman als Scheich Ilderim, der Ben Hur ins große römische Wagenrennen einschleust. Bekmambetow scheint aber vergessen zu haben, Freeman darüber zu informieren, dass er ein ernsthaftes Remake und keine Parodie drehen wollte, weshalb der Schauspieler leider wie eine Beduinenkarikatur im Wüstenzelt herumsteht.

Und dann wäre da noch die Sache mit Jesus, die beweist, dass mosaische Verhaltensregeln auch für Hollywoodregisseure gelten sollten: Du sollst dir kein Bildnis machen! Oder zumindest nicht den nächstbesten Langhaarigen vor die Kamera setzen, der ungefähr alle halbe Stunde mit dem mimischen Spektrum eines Soapdarstellers gütig lächelnd vorbeischaut, bevor er ans Kreuz genagelt wird. Was man dann auch nicht mehr so dramatisch findet, wie es wohl sein sollte.

Ben-Hur, USA 2016 - Regie: Timur Bekmambetow. Buch: Keith R. Clarke und John Ridley, nach dem Roman von Lew Wallace. Kamera: Oliver Wood. Mit: Jack Huston, Toby Kebbell, Morgan Freeman, Nazanin Boniadi, Ayelet Zurer, Pilou Asbæk, Sofia Black-D'Elia. Paramount, 125 Minuten.

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