Netz-Depeschen:Geentert und gekentert

Illegaler Download gefällig? Dafür war "The Pirate Bay" ein beliebte Adresse. Doch die Webseite wurde nun verkauft und der Untergang ist in Sicht. Ein altes Prinzip.

Johannes Boie

Mit der weltweit beliebten Internetseite für die Suche nach illegalen Downloads, The Pirate Bay, geht es zu Ende. Das hat weniger damit zu tun, dass die Programmierer und Administratoren von The Pirate Bay im April zu millionenschweren Geldstrafen verurteilt wurden. Es liegt auch nicht daran, dass in den Niederlanden Ende Juli angeordnet wurde, den Datenverkehr der Seite zu kappen. Nein - das Ende der Webseite zeichnet sich ab, weil The Pirate Bay für sechs Millionen Euro an die Softwarefirma Global Gaming Factory X verkauft worden ist.

Netz-Depeschen: Erst illegal und gratis, bald legal und kostenpflichtig - damit wird der Grund für den Erfolg von Pirate Bay abgeschafft.

Erst illegal und gratis, bald legal und kostenpflichtig - damit wird der Grund für den Erfolg von Pirate Bay abgeschafft.

(Foto: Foto: dpa)

Wer schon länger im juristischen Graubereich des Netzes unterwegs ist, der weiß, was folgen wird: Die neuen Besitzer kündigen ein legales Geschäftsmodell an, das kostenpflichtig ist und das nur sie selbst für wahnsinnig neu und innovativ halten. Dabei wird ihnen der kleine Knackpunkt entgehen, dass das Prinzip des kostenlosen, illegalen Downloads, das sie im Begriff sind, abzuschaffen, der Grund für den Erfolg der Webseite war.

Dieses Prinzip ist bekannt: Erst kommen die Rechteinhaber und klagen auf Schadensersatz. Und dann sind die Menschen, die die Software entwickelt haben, plötzlich bereit, über einen Verkauf nachzudenken. Ganz ähnlich erging es der Software Napster, über die vor allem Musikdateien weltweit getauscht wurden. Nach einem Prozess, den Napster verlor, kaufte sich Bertelsmann in die Software ein. Seit damals spielte sie im Netz keine Rolle mehr.

Nun ist es noch gar nicht sicher, ob Global Gaming Factory X den Kaufpreis überhaupt aufbringen kann. Trotzdem sind die Nutzer längst weitergezogen. Im Netz versuchen Tausende, wenn nicht Millionen an Torrent-Seiten den Erfolg von The Pirate Bay zu wiederholen. Auf Torrent-Seiten werden kleine Dateien angeboten, die, einmal heruntergeladen, einen Datentransfer zwischen verschiedenen Nutzern starten. 1,7 Millionen dieser Dateien stehen alleine bei torrentreactor.net bereit.

Jede einzelne steht für einen bestimmten Film, ein bestimmtes Buch, eine Staffel von einer Fernsehserie oder ein Computerspiel. Täglich kommen rund 2000 Angebote dazu. Zahlreiche andere kostenlose Seiten, die man leicht über Google findet, bieten ähnliche Indizes. Abgesehen davon, dass die Nutzung der dort angebotenen Torrent-Dateien illegal ist und zu einer Hausdurchsuchung führen kann, ist auch vor Trittbrettfahrer-Seiten zu warnen, die das kriminelle Milieu, indem sich der suchende Surfer bewegt, ausnützen, um ihn mit einem Virus oder anderer schädlicher Software zu behelligen.

In internetaffinen Freundeskreisen mit kriminellen Neigungen teilen sich daher die Surfer mitunter das Risiko. Illegal heruntergeladene Dateien werden unter Freunden lieber über einen Instant-Messenger verbreitet, wie zum Beispiel die Telefon-Software Skype, die auch Dateien verschicken kann. Das dauert zwar länger, gilt aber in einschlägigen Kreisen als deutlich weniger riskant.

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